Es war einfach eine schöne Zeit im rätselhaften Schwebel
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3. Teil |
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Bericht von Lothar Spengler
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Der Bahnanschluss von der Schlawerie zur Grube wurde 1867 gebaut.
Dadurch wurde der um 1845 angelegte Friedhof der Familie Stumm vom
übrigen Park abgetrennt. Die Bahn verlief genau über die Trasse der
heutigen Königsbahnstrasse und diente dem Kohlen- und Personentransport.
Der Verkehr wurde offiziell im März 1968 eingestellt.
Eine
Kohlenbahn verlief entlang der Königsstrasse, vor den Meisterhäuser
vorbei zu den Puddelöfen im Südwerk, welche von 1835 – 1915 in Betrieb
waren. Im Vordergrund erkennt man die Kohlenbahn zum Südwerk.
Zurück
zur Schwebelstraße. Auf diesem Bild von 1880 sieht man den alten Verlauf
der Schwebelstraße. Oben die Pauluskirche und in der Mitte hinten die
Josephstrasse. Hinter dem Haus rechts im Vordergrund mündet die
Schwebelstraße in die Königstrasse ein. Der Stadtplan von 1902 zeigt
ebenfalls den Verlauf der beiden Grubenbahnen. Dieser Plan zeigt auch
wie weit die Strasse zur Grube hin reichte.
1979/80 wurde die
Königsstraße durch den Bau der Westspange in Richtung der Grube König
total verändert. Der Aushub der Trasse wurde zur Profilierung der
Kleingartenanlage am Bergmannspfad verwendet.
In den 50er Jahren
waren links im unteren Schwebel drei neue Doppelhäuser von Saarberg
gebaut worden. Die Häuser der Josephstrasse wurden abgerissen. Alle
älteren Häuser im unteren Schwebel hat Saarberg ab 1960 nach und nach
verkauft. In den Erinnerungen an ihre Jugendzeit schildert Wilhelmine
Milch geb. Honecker den unteren Schwebel so: „In diesem Teil der Straße
wohnten nur Bergleute. Es waren die Familien Heinrich Nr. 50 (Kutscher),
Scheer und Honecker Nr. 52, Grobler und Hertel Nr. 54, Pfeiffer
Bernhard (Herrenfahrer) und Gützlaff Nr. 58. In Nr.31 wohnten Balthasar
Keller gen. ‚de Keller Balzer’, Knorr, Köhl, Hauptmann, und in Nr.29
Klein (Fuhrmann) und Mohr (Futtermeister).
Sonntags sahen wir Kinder
zu, wenn die Grubenpferde durch die Schwemme (Bad) mussten. Auch machten
sich die Großfamilien Balzer und Honecker sonntags zu Spaziergängen in
die Wälder rund um die ‚Dechener Alpen’ auf. Das waren die Bergehalden
zwischen der Betzenhölle und Heinitz–Dechen“. Sie erzählt von
Steinschlachten in Einsiedlerswies gegen die ‚Schlosser Buben’.
Es
wurden auch Fahrten mit lenkbaren Kutschen vom Grubenwäldchen bis zur
Josephstrasse gemacht. Im Winter Schlittenfahrten vom Niebes bis zu den
Pferdeställen. Eingekauft wurde bei Baiers und alle zehn Tage wenn die
Bergleute ihren Lohn heimbrachten, wurde bezahlt. Das Brot wurde bei
Bäcker Karl Rein gekauft“.
Sie beschreibt auch die Brauereiwagen
die gelenkt von den Bierkutschern „de Schoninger“ und „de Schlocker“ den
Schwebel hinauf zur Brauerei fuhren. Am Ende ist ihre Meinung, auch
wenn heute alle Häuser weg sind: „Wir Bergmannstöchter und -söhne denken
gerne an die schöne Zeit, denn wir waren ja auch im Schwebel dehemm“.
Dieses Bild aus dem Jahre 1925 zeigt das erste Haus der Straße, gebaut
etwa 1830 von Peter Drunzer. Es zeigt neben dem Eingang den Großvater
der heutigen Besitzerin, den bekannten 1865 geborenen Pitts Wilhelm
(Spengler). Er war Musiker, Tambour der Feuerwehr und Sänger im
Bergarbeiterchor und Turner beim TuS 1860.
Zum 110-jährigen Jubiläum
des Vereins schrieb H. W. Hoer folgendes: „Nach dem das hundertste
Mitglied aufgenommen wurde, feierte man mit einem Tanzfest. Die Musik
dazu machte der Turner Wilhelm Spengler (Pitts Wilhelm) mit seiner
Ziehharmonika“. Rechts befand sich der Milchladen von Philippine
Spengler. Das zweite Kind von links ist die heutige Besitzerin Hildegard
Fernsner geb. Spengler. mit ihrem Bruder. Der Vater der beiden Kinder
betrieb links vom Eingang eine Klempnerei.
Gegenüber befand sich die
Pferdemetzgerei Edmund Hubert die später von Bernhard Niebes weiter
betrieben wurde. Hier stand ich selbst noch in den Kriegsjahren in der
langen Menschenschlange an, um Pferdefleisch für die Hälfte der
Fleischmarken zu ergattern. Damals sang man nach dem Lied ‚Lilli
Marleen’ folgenden Text: „Es Schweinefleisch es deier, es Rindfleisch
das es knapp, do gehn ma bei de Niebes un kaafe uns trapp trapp. Und
alle Leute sollen es sehn, wenn wir beim Niebes Schlange stehen, für
eine Mark und zehn, für eine Mark und zehn“.
Darunter in Hausnummer
10 war die Bäckerei von Magnus Hitzelsberger, die später von Bäcker
Kohlhöfer betrieben wurde. Im unteren Schwebel gab es noch den schon
erwähnten Bäcker namens Karl Rein und in Nummer 11 den Lebensmittelladen
von Willi Dietrich.
Diese Bilder aus den Jahren 1908 und 1917
belegen, dass im Hinterhof von Hausnummer 16, heute 16a, sich die
Spedition von Chr. Kramp Wwe. mit einem beträchtlichen Fuhrpark befand.
Hinter dem Stallgebäude, das heute als Wohnhaus umgebaut ist, verlief
der bereits erwähnte Fußweg vom Hüttenberg zur Königsgrube, auch
Jakobsgässchen genannt.
Selbst das Finanzamt war für kurze Zeit im
Schwebel präsent. Im Jahr 1936 befand sich in einem von der Polizei
geschlossenen Weinlokal die staatliche Finanzkasse bis zum Neubau des
Amtes im Jahr 1938. Es könnte sich hierbei um das Haus Nr.9 gehandelt
haben. Denn in diesem Haus befand sich schon 1910 ein Lokal mit einer
Gartenwirtschaft, betrieben von Franz Brehmer, Bäcker und Wirt. In den
dreißiger Jahren wird ein Wirt namens Rein erwähnt. Die Schwebeler
sagten, wir gehen zum Vater Rein.
Lehnen erwähnt sogar in seiner
‚Chronik von Neunkirchen’ im Jahr 1909 den Rauchklub ‚Fidele Brüder’ bei
Wirt Caye im Schwebel. Von den damaligen acht Gaststätten gibt es heute
keine mehr. Auch das bekannte Lokal ‚Zur Brigitte’ das Gründungslokal
der Schwebelfreunde gibt es nicht mehr.
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Kohlenbahn des Eisenwerkes.
Quelle: NK anno dazumal, S. 71 |
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Quelle: Auflösung einer Gleichung, S. 23 |
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Haus Nr. 1 damals (1925) |
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Haus Nr. 6 (Niebes) damals |
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Nr. 16 damals Spedition Kramp |
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Nr. 16a damals Hof der Spedition Kramp |
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Giebels Wertschaft damals |
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Ende des 3. Teils, Fortsetzung folgt |
Ein Bericht von Lothar Spengler
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