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Schon bei Giebels Maria, der Mutter unserer Brigitte, tranken die Berg-
und Hüttenleute gerne ihr Bierchen nach Feierabend. Sonntags traf man
sich zum Stammtisch unter der Regie von Hannes Köhl und Karl Ludwig, der
dann sein Lieblingslied anstimmte: „Im Leewe werd kei Berschmann reich.
Denn was er verdient versauft er gleich.“
Dieser Karl Ludwig
erklärte eines Sonntags: „Mir hann zwar in Neinkerje e Bürgermeischder
Ludwig awwer de Bürgermeischder vom Schwebel bin ich, de Ludwig Karl,
unn mei Rathaus es bei Giebels Maria.“
So kam der Schwebel zu seinem
ersten Bürgermeister, und die Schwebelfreunde führten nach ihrer
Gründung diese Tradition weiter fort bis heute. Die Schwebeler hatten
also schon lange vor der Politik die Urwahl der Bürgermeister umgesetzt.
Im Haus Nr. 34 wohnte dieser selbsternannte Bürgermeister Karl Ludwig.
Ein
weiterer Anlass zu den späteren Wahlen war ein Aprilscherz nach dem
zweiten Weltkrieg. In einer Hexennacht wurde eine angebliche
Bürgermeisterwahl in Szene gesetzt. Man kürte drei Kandidaten, die man
auf Plakate ablichtete und aushing. Es waren dies Karl Ludwig für die
Biertrinkerpartei, Frau Kimmling, auch „klein Erna“ genannt für die
Hausfrauenpartei und Volksschulrektor Huwer, der ebenfalls im Schwebel
wohnte, für die Bürgerpartei. Man datierte die Wahl für den 31. April.
Der
Schwebel stand Kopf, doch plötzlich erschien ein Polizeiaufgebot in der
Strasse und beschlagnahmte alle Plakate. Der Rektor hatte Strafanzeige
gegen den AHC Stammtisch erstattet. Alle Drahtzieher mussten zum
Polizeiverhör. Zur ihrer Entlastung aber legten sie einen Bericht der SZ
vor, worin über Sachbeschädigungen und groben Unfug in dieser Nacht
berichtet wurde, aber den Streich im Schwebel fand man dort nicht
unsympathisch.
Die Wahl des ersten Bürgermeisters fand am 18. März
1973 statt. Gewählt wurde Karl Oster mit 81% der Stimmen. Von 1976 –
1979 war Willi Hedrich Bürgermeister. Es folgten Willi Biehl von 1980 –
1981, Lothar Spengler von 1982 – 1985, Harald Kron von 1986 – 1987,
Irmgard Biehl von 1988 – 1989, Matrud Steimer 1990, Elisabeth
Steingasser 1991.
Und ab 1992 Peter Kolling, der sich anschickt Bürgermeister Ludwig zu überbieten, der 43 Jahre im Amt war.
Nach
einer etwas ruhigeren Zeit in der Schwebelstraße wurde durch die
Gründung des Vereins der Name „Schwebel“ wieder bekannter. Das
Gründungsdatum des Vereins geht auf die erste Zusammenkunft des so
genannten Schwebelrates zurück. Es war der 18. März 1973 an dem zehn
Anwesende den später so erfolgreichen Verein gründeten.
Auf Grund der
vielen Freizeitangebote übers Jahr, wurde der Verein sehr schnell weit
über die Grenzen der Stadt bekannt und die Mitgliederzahl stieg in
kurzer Zeit auf über 200. Unser Mitglied Britz aus Bexbach schreibt u.
a.: „Wie eine große Familie, in der der 70-jährige wie der Jugendliche
dazu gehört, so stellt sich der Verein in seiner Vielfältigkeit dar“.
Um
die Mitglieder über die Aktivitäten der einzelnen Sparten zu
informieren, brachte Adolf Müller monatlich eine Vereinszeitung „Der
Schwebel„ heraus. Die Angebote erstreckten sich über das Wandern,
Fußball, Schach-, Doppelkopf- und Skatturniere, Altennachmittage,
Kinderfeste, Ostereiersuchen, Oktoberfeste und
Faschingsveranstaltungen. Die Höhepunkte waren die Bürgermeisterwahlen,
die eigenen Wanderungen und die Teilnahmen an den Stadtfesten mit dem
Verkauf von etwa 200 Gefüllten die Brigitte sonntags mit unseren
fleißigen Frauen bei Wolfgang Merscher gefertigt hatten.
Den
Jahresabschluss bildete die schöne besinnliche Weihnachtsfeier mit einem
gemeinsamen Essen unserer Köche Werner Ludes und Fritz Keller mit ihren
Helferinnen. Den Erlös der anschließenden Tombola spendete der Verein
stets an soziale Einrichtungen wie die Krebshilfe, Kindergärten,
Mucoviscidosehilfe, die Wärmestube Robinsondorf, Zoo usw.
Auf meinen
Ratschlag hin begann der Verein ab 1975 an I.V.V.-Wanderungen
teilzunehmen und sich um die Mitgliedschaft im Verband zu bewerben. Nach
dem Eintrag ins Vereinsregister und der Aufnahme in den Verband,
führten wir im Herbst 1976 unsere erste Wanderung durch. In den beiden
Tagen wanderten über 6000 begeisterte Wanderer, das war bis heute
einmalig im Saarland, ab der Hirschberghalle durch unsere schönen
Wälder. Die Auszeichnung, ein Eispickel, wurde 3000-mal verliehen.
Durch
dieses Ereignis wurde der Name Schwebel weit über unsere Landesgrenze
hinaus, selbst bis nach Amerika bekannt, wo bestimmt in manch einer
guten Stube unsere Medaillen hängen, denn die Amerikaner waren damals
sehr stark vertreten und geradezu Versessen auf diese Auszeichnungen.
Noch heute nehmen unsere Wanderer an Volkswanderungen teil und richten
eine eigene Wanderung aus. Auch die Altennachmittage wurden immer sehr
gut angenommen, denn viele ehemalige Schwebeler hatte es in andere
Straßen und Gegenden verschlagen und man war froh sich jährlich einmal
wieder zu sehen. Aber für die Schwebeler und die Gäste aus der näheren
Umgebung war natürlich das Klublokal die beste Informationsquelle. Dort
ging es immer lustig zu.
Dazu eine wahre Geschichte. Am Kirmesmontag
1975 zur späten Abendstunde brachte es Werner Ludes fertig ein weißes,
schön geschmücktes Pferd ins Klublokal zu bringen. Dieses Pferd trat
damals im Lokal Burgkeller auf und entkleidete während einer Show eine
Dame. Als Wirtin Brigitte dem Pferd kein Bier servierte, hob es den
Schwanz und dachte sich: „Dann scheiß ich auf die Wirtschaft“. Werner
Ludes schnappte sich geistesgegenwärtig den Hut von unserem Vater Sahner
und hielt ihn unter. Der Hut konnte das Gärtnergold kaum fassen. Der
volle Hut mit den Pferdeäpfeln wurde im Rinnstein entsorgt und dann
wieder an die Garderobe gehängt. Vater Sahner, der von all dem nichts
mitbekommen hatte, setzte später seinen Hut auf und ging nach Hause.
In
den folgenden Tagen wurde immer wieder die Frage diskutiert, wem hätte
wohl dieses Gärtnergold gehört? Aber wie ich unseren Vater Sahner
kannte, hätte er ohne zu Zögern beim nächsten Erntedankfest den Hut mit
dem Produkt dem Verein zur Versteigerung überlassen. Bedingt durch die
Vielzahl unserer Veranstaltungen und die steigende Zahl der Mitglieder,
stieß das Vereinslokal an seine Grenzen. Wir überzeugten Brigitte einen
Saal anzubauen. Im Jahre 1981, fünf Jahre nach der Vereinsgründung,
wurde unter der Bauleitung von Klaus Lieblang dieses Projekt begonnen.
In Eigenleistung nach Feierabend zogen wir den Rohbau hoch. Jeder
brachte das ein was er konnte und am Abend wurden dann noch einige
Bierchen miteinander getrunken. Dieser Gemeinsinn ist heute nur noch
selten anzutreffen. Zusammen mit dieser Aktion wurde auch das Lokal
durch die Schlossbrauerei vollständig neu gestaltet. Ein weiterer
Höhepunkt war dann die Verfilmung des Vereins- und Familienlebens in
der Straße durch den Saarl. Rundfunk. Durch die Empfehlung von Gerd
Meiser (SZ) trat Regisseur Hans Emmerling mit mir in Verbindung, wir
besprachen die Termine und den Ablauf der künftigen Dreharbeiten. Der
Film zeigt den Ablauf eines Vereinsjahres und zeitgleich den Abriss
unseres Eisenwerks. Die Dreharbeiten nahmen etwa zwei Jahre in Anspruch
und man kann ohne Übertreibung sagen, auch das Kamerateam war bei uns im
Schwebel wie zu hause (Wunschkost bei Brigitte). Der Film lief dann
nach dem Schnitt am 28.5.1988 im SWR 3 unter dem Titel „Im Schwebel
daheim“ im Fernsehen. Er lief auch in anderen Regionalprogrammen. Unsere
Wirtin Brigitte ging dann Anfang 2000 in den Ruhestand und das Lokal
wurde verpachtet. Nach der Aufgabe des zweiten Pächters fand sich kein
Nachfolger mehr. Das Lokal wurde geschlossen und daher fehlte dem Verein
jegliche Grundlage so weiter zu agieren wie bisher. Heute befindet sich
das Vereinslokal im Gasthaus „Bürgerstube“ in der Kolpingstraße.
Im
Oktober 2005 verstarb dann unser Ehrenmitglied und Vereinswirtin
Brigitte. Sie war die Seele des Vereins. Auch viele unserer treuen
Mitglieder weilen nicht mehr unter uns. Alles zu beschreiben, was in
diesen so erfolgreichen Jahren ablief würde den Rahmen sprengen. Es war
einfach eine schöne Zeit im rätselhaften Schwebel.
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Haus Nr. 34 damals. Hier wohnte dieser
selbsternannte Bürgermeister Karl Ludwig |
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Bildunterschrift |
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Übergabe einer Spende über 1800 DM
von Spengler an OB Neuber. |
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Saarbrücker Zeitung v. 28.05.1988 |
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Transparent des Vereinslokals |
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