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Am 8.4.2008 riss der Sturm ein ziemliches Loch in das Dach des
Westflügels. Zum Glück beruhigte sich die Wetterlage sehr schnell,
sodass das Loch im Dach nicht weiter aufgerissen wurde. Wir mussten alle
möglichen Hebel bei RAG in Bewegung setzen, um die Reparatur des Loches
zu erreichen, denn ein schriftlicher Antrag der RAG Montan GmbH nach
Herne war für eine Genehmigung der Reparatur erforderlich. Am 21.5.08
war das Loch dann schließlich geschlossen. Volle 6 Wochen hat also die
Reparatur gedauert. Falls der Sturm sich nicht gelegt hätte, wäre
sicherlich das ganze Dach davon geflogen. Die Übergabe-Verhandlungen
kamen ins Stocken. RAG brachte immer neue Gesichtspunkte in die
Verhandlung und erhöhte die Bedingungen.
Insgesamt musste aber dann
festgestellt werden, dass eine Reihe von Dachreparaturen mehr als
notwendig gewesen wären. Nach verschiedenen Schreiben und Besprechungen
versprach RAG eine „Winterfestmachung” der Halle. Das undichte Dach
sollte endlich dicht gemacht werden und zwar noch vor dem Eintritt des
Winters im Oktober / November 2008.
Unsere Bauzustandsberichte 2008
und 2009 zeigten aber, dass diese Winterfestmachung tatsächlich nicht
realisiert wurde. Wir informierten alle zuständigen Stellen. Der RAG
Vorstandsvorsitzende wurde an die Versprechungen erinnert und gebeten,
seine persönliche Verantwortung wahr zu nehmen. Selbst der
Ministerpräsident des Saarlandes wurde um Hilfe gebeten. Da informierte
uns das Oberbergamt, dass im Rahmen der Entlassung der Halle aus der
Bergaufsicht ein Plan vorgelegt wurde, der den Abriss der Halle zum
Ziele hatte. Nach mehreren Schreiben und Telefonaten zog RAG den Antrag
zurück. In der Zwischenzeit arbeitet der Frost in den Mauern und richtet
großen Schaden an. In der Zeit vom Herbst 2009 bis zum Jahreswechsel
richteten wir mehrere Schreiben an RAG und die anderen Verantwortlichen
mit der Bitte um Reparatur des Regenwassersystems.
Der Bauzustand des
nationalen Denkmals verschlechtert sich zusehends außerordentlich
rasch. Das Dach ist an mehreren Stellen undicht. Regenwasser strömt in
großen Mengen in die Halle und durchfeuchtet das Mauerwerk erheblich.
Die Bilder geben einen kleinen Einblick in das Zerstörungswerk des
eindringenden Regenwassers und die Arbeit des Frostes. Vergleicht man
nun die eingetretenen Ereignisse mit den Forderungen des
Denkmalschutzgesetzes, so muss man feststellen, dass die Schadensfälle
seit 2004 gewaltig zugenommen haben. Seit 6 Jahren wachsen die Kosten
zur Beseitigung der durch das Wetter eintretenden Schäden erheblich. Die
2004 ausgesprochene unüberhörbare Aufforderung zum Handeln blieb ohne
Reaktion. Die Mitverantwortlichen haben den Eigentümer, also den
Hauptverantwortlichen, nur gelegentlich an das Handeln erinnert. Nach §
1, Abs.3 sollen die juristischen Personen des öffentlichen Rechts die
Kulturdenkmäler besonders pflegen. Nach §1, Abs.4. trägt das Land zu den
Kosten der Erhaltung und Instandsetzung bei.
Nachdem die Halle auch
rund 27 Jahre im französischen Staatsbesitz war, wäre sicherlich eine
finanzielle Beteiligung der EU nicht abwegig und sinnvoll im Rahmen
einer europäischen Zusammenarbeit. Außerdem kann eine Rechtsverordnung
wegen einer Ordnungswidrigkeit erlassen werden. Die dabei festgestellten
Strafen in Deutschland sind von Land zu Land verschieden und bewegen
sich neben der Wiedergutmachung etwa zwischen 250 000 und 500 000 Euro.
Es
ist also jetzt hohe Zeit, dass die Verantwortlichen endlich aus der
Wartephase in eine Aktionsphase wechseln und einen zielgerichteten Plan
für die Dekontamination der Umgebung, Renovierung und Finanzierung des
“Nationalen Denkmals” aushandeln. Eine Firma, die die Halle übernehmen
möchte, ist schließlich vorhanden. Es sollte nicht immer gesagt werden,
es sei keine Folgenutzung in Sicht.
Die Begründung der Forderung der Initiative Gasmaschinenzentrale ist hier nochmals kurz zusammen gefasst:
1)
Einmalige richtungsweisende und mathematisch begründete Konstruktion
des Stahlskelettbaus mit dem bewundernswerten Jugendstilcharakter gemäß
Beschreibung der Spitzenfachleute
2) Ein besonders wichtiger Grund
für die Erhaltung des Denkmals liegt für uns in der bewundernswürdigen
schweren und außerordentlich mühsamen Leistung der Frauen und Männer in
der Region Heinitz, denen es in jahrelanger harter und zäher Arbeit
gelang, die Erfindung der Elektrizität vor mehr als 400 Jahren für den
Betrieb der arbeitserleichternden Maschinen an den verschiedensten
Arbeitsstellen des Bergbaus und der allgemeinen Industrie verwendbar zu
machen. Die mühsame Entwicklung der Gasmotoren und deren Anpassung an
die Dynamos auf den verschiedensten Betriebsstellen, erforderte über
viele Jahre, bis eine Zentralstelle für die Elektrizitätserzeugung
möglich war, höchsten Einsatz von allen Mannen. Â
3) Die
Gasmaschinenzentrale ist das letzte Überbleibsel einer langen Tradition
des erfolgreichen und kreativen Steinkohlebergbaus. Viele technische
Entwicklungen nahmen hier ihren Anfang. Schließlich fand hier in
Heinitz auch die älteste deutsche Steinkohlengewinnung mit dem Abbau der
Kännelkohle im 7./6. Jahrhundert vor Christus ihren Anfang. Auch der
allererste Zug des Saarlandes fuhr in Heinitz am 7.9.1850 ab.
4)
Nicht zuletzt möchten wir den Nachbarn der Anlage die Kontamination um
und im Bereich der Anlage in der Mitte des Dorfes nicht länger zumuten.
Wir fordern deren Beseitigung zusammen mit der Renovierung des
historischen Monumentalbauwerks.
5) Das monumentale Bauwerk muss wieder Arbeitsplätze in der Mitte des Dorfes bereit stellen.
Alle
hier aufgeführten Punkte liegen eindeutig im Sinne des
Denkmalschutzgesetzes. Das Gesetz muss endlich eingehalten werden. Für
die Einhaltung des Gesetzes ist ein deutlicher und eindeutiger
behördlicher Hinweis erforderlich. Sicherlich ist öfters eine Beratung
und Hilfestellung der Öffentlichen Hand sinnvoll oder erforderlich. Dazu
ist aber der Staat laut Gesetz auch verpflichtet. Eine fehlende
Wertschätzung der Leistung der Bürger, die die Grundlage unseres
wirtschaftlichen Aufschwungs erarbeiten, wird hier sehr deutlich
sichtbar. Wir hoffen, dass im Jahre 2010 die Erhaltung der Halle einen
großen Schritt nach vorne machen kann. Merkwürdig finden wir beim
Rückblick, dass bei einer rechtzeitigen Dachreparatur ein großer
Kostenposten hätte eingespart werden können. Warum haben die Behörden
nicht schon längst ein klares Wort an den Eigentümer gerichtet? Es gibt
keinen vernünftigen Punkt, der dagegen spricht.
Vielleicht wäre es
doch sinnvoll, gelegentlich auf die Stimme der Bürger zu hören. Die
meisten Denkmäler gehören zur Identität der Bewohner. Eine Zerstörung
dieser Identität nimmt dem Land den eigenen und besonderen Charakter.
Man sollte deshalb auch Bürger zum Erhalt dieser Denkmäler anhören oder
wenigstens das Gesetz beachten.
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5.12.09 Dachrinne endet auf halber Höhe und
durchfeuchtet das Mauerwerk |
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18.1.10 Südwest - Ansicht mit den großen Schäden
an der Stirnseite, dem 3. Fenster und der Westseite
des 1.Querbaus, Markierungstürmchen m Breitfenster
sind abgenommen, da man den Zerfall des
Mauerwerks befürchtet. |
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18.1.10 Südwestansicht, 1.Querbau |
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18.1.10 Nordseite |
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18.1.10 Nordseite, zentraler Querbau |
Literatur/Quellen: |
- Armin Schmitt,1989, Staatl.Konservatoramt
Saarbrücken in: Denkmäler
Saarländischer
Industriekultur, S. 118: Die Gasmaschinenzentrale
gilt
als eine der eindruckvollsten
Stahlskelettbauten an der Saar...
- Rainer Slotta, Studie: Die Heinitzer Gaszentrale
ist ein Denkmal von Nationaler Bedeutung
- Delf Slotta, in Steinkohle 10/2001, Wahrzeichen
des Saarbergbaus
(Teil 5): Sollte ähnlich der
Maschinenhalle in Dortmund-Bövinghausen
zum
Nationalen Denkmal erklärt werden.
- Saarbrücker Bergmannskalender 1910: Die
Elektrizität der königlichen
Bergwerksdirektion
Akte BWD 147: Die Entwicklung des Königl.
Steinkohlebergwerks Heinitz, Landesarchiv Saar
- Delf Slotta, Neunkircher Stadtbuch,
Zeugnisse des Steinkohlebergbaus, Seite 171
- Herbert Müller in SaarGeschichten 2006, Heft 1,
Teil 2: Die histor. Gasmaschinenzentrale Heinitz
- Helmut Schinkel in: Heinitz von der Kohlengrube
zum Neunkircher Stadtteil im Grünen, S.90
- Herbert Müller, in Saarpfalz Blätter für
Geschichte und Volkskunde 2003, Kännelkohle
und ihre Bedeutung für Kultur und Bergbau
- Herbert Müller, Tagungsband TU Clausthal:
Altbergbau-Kolloquium 2008, S. 510
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