Historischer Verein
Stadt Neunkirchen e.V.

Historischer Verein Stadt Neunkirchen e.V.



Die Geschichte der Mahl- und Ohligmühle
Eine Reise zurück bis ins letzte vorchristliche Jahrhundert
von Werner Fried

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Am Anfang benutzte man bloß ein kleines Mahlwerk mit einem horizontal laufenden Wasserrad.

Von den Römern wurde später dieses Modell verbessert, indem sie das Wasserrad vertikal, also im Fließgewässer stehend anbrachten

Wasserrad unterschlächtig

Wasserrad mittelschlächtig

Wasserrad oberschlächtig

Bockwindmühle

Grundriss der Wellesweiler Mühle und des Neunkircher Wasserwerkes nach einem Situationsplan aus dem Jahre 1876.
Quelle: Stadtarchiv NK; Bestand A 1. Nr. 198
Die Geschichte der Mühlen – ganz allgemein
Die Geschichte der Mühlen reicht zurück bis ins letzte vorchristliche Jahrhundert. Aus dieser Zeit ist bekannt, dass der pontische König Mithridates, sein Reich lag im Nordosten der heutigen Türkei, Wasserräder hat bauen lassen, um damit Getreidemühlen anzutreiben. Es waren noch keine Mühlen, wie wir sie heute kennen, sondern kleine Mahlwerke, gerade ausreichend für den Hausgebrauch. Sie dienten hauptsächlich als eine Befreiung von der bis dato mühsamen Handarbeit des Stampfens oder Zerreibens der Getreidekörner.
Größere Getreidemühlen waren in jener frühen Zeit nur mittels menschlicher oder tierischer Kraft zu betreiben.(1)
Nun aber nutzte man die Wasserkraft, was einem gewaltigen technischen Fortschritt gleichkam, wenn auch noch in recht bescheidenem Rahmen. Am Anfang benutzte man bloß ein kleines Mahlwerk mit einem horizontal laufenden Wasserrad, dessen senkrecht stehende Achse einen Mahlstein über einem darunter liegenden Mahlstein drehte, zwischen denen das Getreide zerrieben wurde. Von den Römern wurde später dieses Modell verbessert, indem sie das Wasserrad vertikal, also im Fließgewässer stehend anbrachten mit dem Erfolg, dass der Mahlstein mit mehr Kraft bewegt wurde, der Mahlvorgang besser und ergiebiger wurde.
Während der Zeit der Völkerwanderung verbreitete sich der Gebrauch dieses Wasserrades über weite Teile Europas, um dann im Mittelalter einen großen Aufschwung zu nehmen. Man hatte es verstanden, diese Technik weiterzuentwickeln, größere Wasserräder zu bauen und damit auch größere Mühlen zu betreiben.
So wurde denn ab dem 9. Jahrhundert das Wasserrad immer mehr bei Getreide- und Ölmühlen eingesetzt, und man verwendete es auch mehr und mehr zum Treiben von Sägemaschinen und Drehbänken, als Antrieb für Blasebälge, Schmiedehämmer usw. Die technische Entwicklung ging aber weiter, so dass man schließlich zu drei verschiedenen Grundtypen kam, wie wir sie auch heute noch kennen: Das sog. unterschlächtige Wasserrad, das einfach in der Strömung des Baches steht und von dieser angetrieben wird,
und die sog. mittel- und oberschlächtigen Wasserräder, über die das Wasser von oben geleitet wird, die also praktisch durch das Gewicht des Wassers ihren Antrieb erhalten und in Drehung versetzt werden.
Neben den Mühlen, die mit Wasserkraft arbeiten, gibt es natürlich auch noch die Windmühlen, die die Kraft des Windes nutzen. Mit Sicherheit bezeugt ist erstmals eine Windmühle, die der Kalif Omar I. (634-644) bauen ließ. Diese Windräder machten ähnlich wie die Wasserräder eine Entwicklung von der horizontalen zur vertikalen Anordnung durch. Der Typ der horizontalen Windräder verbreitet sich im 12. Jahrhundert in der ganzen islamischen Welt und wurde zur wichtigsten Antriebsquelle für Getreidemühlen, Wasserpumpen, Papiermühlen usw.
In Europa trat die Windmühle zum ersten Male im Jahre 1180 in der Normandie auf und im frühen 13. Jahrhundert auch in den Niederlanden, in Deutschland und Rußland. Umstritten ist allerdings die Frage, ob die europäischen Windmühlen aus der arabischen Welt übernommen wurden, oder ob es sich dabei um eine eigenständige Erfindung handelt. Für letzteres spricht, dass die europäischen Mühlen von Anfang an mit vertikal angeordneten Windrädern versehen waren. Aufgrund des Umstandes, dass die Windräder immer in den Wind gedreht werden müssen, entwickelten sich hier zwei verschiedene Bauarten. Die älteste Bauart ist die sog. Bockwindmühle. Hier steht das ganze Mühlenhaus drehbar auf einem, in einem Steinfundament fest verankerten, starken Zapfen. Das Windrad wird also hier mit dem ganzen Haus in den Wind gedreht.
Im 14. Jahrhundert kam es dann zu einer verbesserten Konstruktion, zu der sog. Turm-Mühle, die aus einem stabilen, aus Steinen oder Ziegeln errichteten Mühlengebäude besteht, dem ein drehbares Dach mit den Windflügeln aufgesetzt ist. Ob man nun die Wasserkraft oder die Windkraft nutzte, man musste dazu immer den geeigneten Standort finden, entweder mit ständig ausreichend fließendem Wasser, oder mit relativ beständig wehendem Wind.
Unsere heutigen Mühlen sind an solche Voraussetzungen nicht mehr gebunden, sie werden elektrisch betrieben und können praktisch ununterbrochen ihr Mahlwerk in Betrieb halten. Den Strom aber beziehen sie nicht zuletzt, wenn auch sicher nur zu einem geringen Teil, wiederum von „Mühlen“ allermodernster Art, nämlich von Wasserkraftwerken, die mit ihren „Mühlrädern“ (Turbinen) den notwendigen Strom erzeugen, oder von Windkraftanlagen (2).
Turmwindmühle
Die Wellesweiler Mühle
Wenn es bezüglich der Wellesweiler Mühle über die Jahrhunderte hinweg keine kontinuierliche Geschichtsschreibung gab und wenn durch Kriegsereignisse und andere Unbill, oder einfach auch infolge von Unachtsamkeiten, wichtige Dokumente verloren gingen, vielleicht auch irgendwo im Verborgenen noch schlummern, so ist es schwer, nachträglich diese Geschichte lückenlos niederzuschreiben. Es werden daher wohl immer einige Lücken und Fragen offen bleiben.
Dennoch wage ich hier den Versuch, mittels aller bislang bekannten Daten und Fakten plus einiger neuerer Erkenntnisse, soweit als möglich eine zusammenhängende Darstellung über den Werdegang der Wellesweiler Mühle zu geben.
Schon um 1550, so schreibt Gustav Remy in dem „Wellesweiler Heimatbuch“, stand an der Stelle des heutigen Neunkircher Wasserwerks eine Mühle, deren Standort erstmals anhand einer Karte von Tilemann Stella aus dem Jahre 1564 mit der Bezeichnung „Lautzwyller Möhl“ belegt ist. Auf dieser Karte findet man auch den Flurnamen „Lötzweiler Eiten“.
Beide Namen deuten auf das seit dem 12. Jahrhundert bekannte, von der Bexbacher Gemarkung abgeteilte „Lauxweiler Eigen“ hin, das sich, von Bexbach aus gesehen, über einen Bereich jenseits des Hirschbergs erstreckte, das auch das auslaufende Kasbruchtal bis hin zum heutigen Mühlenberg umfasste, und wozu auch das im Bereich des heutigen Ludwigsthal gelegene, im Mittelalter untergegangene Dorf „Lautzweiler“ gehörte.
Urkundlich ist diese „Lautzwyller Möhl“ sogar schon Anno 13692 belegt, und wenige Jahrzehnte später, Anno 1481 kam sie durch Kauf des „Lauxweiler Eigen“ in den Besitz der Grafen von Nassau-Saarbrücken, nicht aber, wie man denken könnte, damit gleichzeitig zu Wellesweiler. Sie blieb weiterhin gegenüber dem Nassau-Saarbrück’schen Amt Homburg abgabenpflichtig. So erklärt sich dann auch der Umstand, dass in der Häuserbeschreibung von Wellesweiler des Jahres 1634 keine Mühle genannt wird (3), wohl aber bei der im gleichen Jahr getroffenen Bestandsaufnahme - „Beschreibung des Amptes Hohenburg (Homburg) eigentliche Beschaffenheit“ - als Mühle „uffm Lauxweiler eigentumb bei Wellesweiler gelegen, auch itzigen Mühlers Georgen von St. Johann eigen“ aufgeführt ist.
Laut Propstei-Protocoll vom 10. Januar 1632 war die Mühle bei Wellesweiler „ufm Luzweiller eigenthumb“ in diesem Jahr 1632 im Besitz des St. Johanner Müllers Jacob Rotsch (4).

Quellen:
1.) Holle; „Welt und Kuturgeschichte“
2.) Klein; „Beiträge zur Geschichte“ 1995, S.116 Bernhard Welter; „Die alten Mühlen,, Weiler und Höfe im Raum Höcherberg-Bexbach“ S. 17
3.) Gustav Remy; „Heimatbuch von Wellesweiler“; S. 28 Bernhard Welter; „ Die alten Mühlen, Weiler und Höfe im Raum Höcherberg-Bexbach“ S. 17
4.) Landesarchiv Saarbrücken, Bestand 22 Nr. 2405, Blatt 219
Ende des 1. Teils
Werner Fried