Historischer Verein
Stadt Neunkirchen e.V.

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Die Haseler Mühle
Die Mühlen im einstigen Dorfe Neunkirchen
von Werner Fried – Teil 2 –

 

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1896 aber stand die Mühle erneut zum Verkauf, und neuer Mühlenbesitzer war der Peter Koch aus Neunkirchen geworden. Doch auch der konnte mit der Mühle wohl keine Reichtümer erwirtschaften, und so stand die Haseler Mühe im Jahre 1904 erneut zum Verkauf an.
Der Schlossermeister Jakob Schmidt, verheiratet mit Sophia Koch, vermutlich eine Verwandte des Peter Koch, erwarb nun die Mühle zu einem Kaufpreis von 31000 Mark.
Diese hohe Summe im Vergleich zu den früheren Kaufpreisen ist aber wohl nicht mit einer besondere Wertsteigerung der Mühle zu begründen, sondern wohl eher mit einer eingetretenen Geldentwertung in jener Zeit.
Schon ein Jahr später, im Jahr 1905 übertrugen die Eheleute Schmidt ihr Mühlenanwesen an ihre Söhne, Dr. Otto und Friedrich Schmidt. Letzterer war der Brauereidirektor der Neunkircher Schloßbrauerei. Er war auch geborenes Mitglied im Gemeinderat von Neunkirchen, und als solcher hatte er im Gemeinderat laut Beschlußbuch vom 15.11.1906 dem Gemeinderat eröffnet, dass er beabsichtige, auf seinem Anwesen Bliesmühle, so nannte man die Haseler Mühle auch, gelegen auf dem Banne von Mittelbexbach, eine Knochenmühle zu errichten, wogegen der Gemeinderat dann auch keinen Einwand erhob.
Ob es dann wirklich zur Einrichtung einer Knochenmühle gekommen ist, dazu habe ich bislang keine Belege gefunden, und auch keine Erklärung dafür, warum sich der Brauereidirektor hier das Einverständnis der Gemeinde Neunkirchen einholte, oder einholen mußte, wo doch die Mühle nicht auf Neunkircher Bann lag.
Die Schloßbrauerei selbst betrieb ja neben dem Bierbrauen auch noch eine recht umfangreiche Landwirtschaft, u.a. auch mit Feldern und Wiesen bis weit ins Kasbruchtal hinein, noch über den Bereich Felsenbank hinaus, so dass man annehmen kann, dass ihr die Haseler Mühle als landwirtschaftliches Gut wohl doch von größerer Bedeutung war.
Von der Haseler Mühle aus wurden damals auch die Felder der ehemaligen Wellesweiler Mühle mitbewirtschaftet, und vielleicht war das mit ein Grund dafür, zur Errichtung einer Knochenmühle das Einverständnis der Neunkircher Gemeinderates einzuholen. Vielleicht wollte man der Mühle auch einfach als Knochemühle ihren Fortbestand sichern. Immerhin blieb die Schloßbrauerei, bzw, blieben die Brüder Otto und Friedrich Schmidt im Besitz der Mühle bis zum Jahre 1918, hatten sie aber ohne Erfolg bereits 1912 der Gemeinde Mittelbexbach. zum Kaufpreis von 55.000 Mark angeboten.
Zum Preis von 50.000 Mark hat dann schließlich die Gemeinde Neunkirchen im Jahre 1918 die Haseler Mühle erworben, war sie doch schon seit längerer Zeit darum bemüht, wegen der Wasserrechte das Wassereinzugsgebiet rund um das 1874/76 anstelle der Wellesweiler Mühle errichtete Wasserwerk käuflich zu erwerben, wie z.B. auch das damals ebenfalls auf Bexbacher Bann gelegene „Wetzelhaus“, das am Fuße des Hirschbergs dort gestanden hat, wo heute die Straße , die von Ludwigsthal nach Bexbach führt, den Autobahnzubringer überquert. Dieses Wetzelhaus hatte man schon im Jahre 1907 von dem damaligen Besitzer Trautmann zum Preis von 15.500 Mark erworben.
Wie aus dem Beschlußbuch der Gemeinde Neunkirchen unter dem Datum vom 22.5.1918 zu entnehmen ist, wurde die Mühle nun ausschließlich zur landwirtschaftlichen Nutzung, ähnlich dem Hofgut Furpach, erworben. Der Mühlenbetrieb war damit hier beendet. Das noch vorhandene Mühlenrad wurde aber in neuer Funktion zum Antrieb eines Dynamos genutzt, der nun den Strom für die installierte elektrische Beleuchtung lieferte. In das nun neu gewonnen Hofgut Haseler Mühle aber hat die Gemeinde dann doch einiges investiert.
So wurde im Jahre 1920 eine neue Feldscheune gebaut und die alte Scheune zu einem Stall für weitere 9 Kühe umgebaut. Des weiteren wurde mit Kosten um 125000 Mark ein Pferdestall nebst Futterküche, Geräteraum, Getreidelager und Knechtwohnung an das alte Wohnhaus angebaut, und auch die Dächer auf der alten Scheune und dem Stallgebäude wurden erneuert. Schließlich wurde auch der alte, durch die Mühle führende Weg, auf Kosten der Gemeinde Neunkirchen um die Mühle herum geführt.
Rückschläge gab es dann leider auch, denn im Dezember 1931 und im Dezember 1938 waren größere Feuerschäden zu verkraften.
Bewirtschaftet wurde das nunmehr rein landwirtschaftlich genutzte Gut jeweils von einem Gutsverwalter oder einem Pächter. Letzter Pächter war Gerhard Schleppi, der die Haseler Mühle schließlich per Kaufvertrag vom 29.1. 1985 ganz in seinen Besitz brachte.
Er hat inzwischen aus der Haseler Mühle, so ist der derzeitige Stand, eine Pferdepension für die „Pferdefreunde Haselermühle“ gemacht.
Soweit also die Geschichte der Haseler Mühle. Was von ihr erhalten ist Wohnhaus, Stallung und Reste der Neunkircher Bliesmühle, das sind im Bereich unserer Stadt
die einzigen Relikte der hier einst vorhandenen Mühlen.
Abschließend sei hier jetzt noch angefügt, dass seit der Gebietsreform des Jahres 1974 nicht nur die Haseler Mühle, sondern auch der Hirschberg und Ludwigsthal mit ihrer Vorgeschichte zu Neunkirchen gehören, und deshalb sei hier noch kurz angemerkt, dass es schon sehr lange Zeit vor der Haseler Mühle im Hirschbergtal, wie das auch die Tilemann-Stella-Karte des Jahres 1564 ausweist, drei Weiher gegeben hat, nämlich
den „Altwag“, den „Mittelsten- und Untersten Hirtzwag“
Alle drei Weiher wurden im Jahre 1738 von dem damaligen Beständer des Forpacher Hofes trockengelegt und in Wiesen umgewandelt. An einem dieser Weiher aber gab es schon im 14. Jahrhundert eine Lohmühle, von der es leider nur einen einzigen, spärlichen Hinweis gibt, vermutlich wohl auch deshalb, weil diese Lohmühle keinen langen Bestand hatte.
Die Quellen:
- Welter Bernhard, Bexbach: „Zeittafel von 1995“ und „Die alten Mühlen im Raum Höcherberg-Bexbach“
- Stadtarchiv Neunkirchen: Beschlußbücher der Gemeinde Neunkirchen
- Auskunft des Liegenschaftamtes der Stadt Neunkirchen und eigenes Wissen.
– Ende –
Werner Fried