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Die Neunkircher Stadtteile | |||||||||||||
Kohlhof und Furpach und ihre verwobene Geschichte
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Ein Bericht von Werner Fried
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– 2. Teil
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1806 erwarb dann die Familie Karcher aus Saarbrücken von den Franzosen das Hofgut Furpach und bewirtschaftete dies ca. 100 Jahre lang. Ein Jahr später, also 1807, ersteigerten Joseph Delinot und Peter Gangloffe, beide aus dem lothringischen Forbach, das Hofgut Kohlhof, ums es am 19. Februar 1812 an den Andreas Limbach aus Niederbexbach für 10.000 Franken schon wieder zu verkaufen. Im Gegensatz zu dem Furpacher Hof blieb aber das Gut Kohlhof nicht als Ganzes erhalten. Es wurde vielmehr und hauptsächlich im Wege der Erbteilung immer mehr zerstückelt. Die Herrschaft der Franzosen ging bald danach zu Ende. Die europäischen Verbündeten hatten das linksrheinische Gebiet und damit auch unseren Bereich schon 1814 zurück erobert. Gemäß dem Friedensvertrag von 1816 wurden die alten Granzen von 1792, wie sie also vor der französischen Besetzung bestanden, wieder hergestellt. Für unseren Bereich waren das die alten Grenzen zwischen Nassau-Saarbrükcken und Pfalz-Zweibrükken, aber mit dem Unterschied, dass sie nun zu Grenzen zwischen den Königreichen Preußen und Bayern wurden. Das ehemalige nassau-saarbrückische Gebiet gehörte nun zur preußischen Rheinprovinz und deren Regierungsbezirk Trier. Das Torhaus an der Goldenen Bremm stand nun wieder hart an einer Landesgrenze. Es wird aber wohl kaum noch in die Funktion eines Zollstocks gekommen sein, denn erst 13 Jahre später wurde 1829 an dem weit wichtigeren Grenzübergang von Wellesweiler nach Mittelbexbach wieder ein Zollstock errichtet. Dieser wurde aber 1834 wieder aufgelöst, denn im Zusammenhang mit der Gründung des Deutschen Zollvereins wurden seit dem 1. April 1834 zwischen den deutschen Ländern keine Binnenzölle mehr erhoben. Der alte große Furpacher Bann mit seinen Wohnplätzen Forbacherhof, Kohlhof, Torhaus Goldene Bremm, Brückweiherhof und Sauerbreyhaus –ausgenommen blieb der Bayerische Kohlhof- gehörte nun zum Königreich Preußen und wie schon immer verwaltungsmäßig zur Bürgermeisterei Neunkirchen. Dies bezeugt für die nassauische Zeit die „Grenz- und Bannbeschreibung über den Neunkircher und Forbacher Hofs Bezirk und Bann“ aus dem Jahre 1763, die noch keine eigene Gemeinde Kohlhof kennt. Auch das 1798 begonnene Kirchenbuch der Evang. Pfarrei Neunkirchen kennt noch keine Gemeinde Kohlhof, sondern nur den Forbacherhof, die Forbacher Schäferey, den Kohlhof mit dem Torhaus Goldene Bremm, das Sauerbreyhaus, sowie Binkles und Stichers Torhaus, wobei unklar ist, wo sich die beiden letztgenannten Torhäuser befunden haben könnten. Naheliegend ist aber wohl, dass die Binkles und Stichers keine Faltersknechte mehr waren, sondern nur bei dem Sauerbreyschen Torhaus wohnten. Das Torhaus diente also wohl nur als deren Adresse. Einen ersten Hinweis auf die Gründung einer eigenen selbständigen Gemeinde Kohlhof findet sich erst auf der im Jahre 1822 renovierten Karte mit der Überschrift „Forbacherhoff“, einer Karte, die alle Kohlhofer Siedlungspunkte umfasst. Im Zuge ihrer Renovierung aber hatte man auf dieser Karte die Überschrift „Forbacherhoff“ einfach durchgestrichen und darüber die Worte „modo Kohlhof“ geschrieben, was soviel heißt wie „nunmehr Gemeinde und Bann Kohlhof“. Den nächsten Hinweis auf eine selbständige Gemeinde Kohlhof findet sich in der schon erwähnten Beschreibung der Bürgermeisterei Neunkirchen für das Jahr 1843. Dort heißt es: Zum Kohlhof gehören: – Kohlhof mit 7 Wohnhäusern und 51 Einwohnern – Sauerbreyhaus mit 3 Wohnhäusern und 22 Einwohnern – Brückweiherhof mit 2 Wohnhäusern und 13 Einwohnern – Torhaus mit 1 Wohnhaus und 8 Einwohnern – Furpach mit 2 Wohnhäusern und 15 Einwohnern. Zwei Jahre nach dieser Beschreibung wandte sich der Besitzer des Furpacher Hofes, Heinirch Karcher, mit Schreiben vom 1. Dezember 1845 an die Königliche Regierung in Trier mit der Bitte, Furpach (Forbacherhof) aus der Gemeinde Kohlhof auszugliedern und wieder zur eigenen selbständigen Gemeinde zu machen, und sinngemäß schrieb er dann weiter: Furpach sei vor der französischen Invasion eine fürstlich-nassauische Domäne mit eigenem Bann und Bannbuch und in soweit eine eigene Gemeinde gewesen. Das sei auch mit den immer noch existierenden und mit einem Buchstaber „F“ versehenen Grenzsteinen dokumentiert. Und auch, nachdem das linke Rheinufer der Krone Preußens einverleibt wurde, hätte die Gemeinde Furpach mit eigenem Haushalt fortbestanden. Erst jetzt im Jahre 1845 hätte er davon Kenntnis erhalten, dass der damalige Bürgermeister im Jahre 1828, ohne ihn zu hören oder zu informieren und ohne einen entsprechenden Beschluss des Schöffenrates eigenmächtig die Gemeinde Kohlhof unter Einschluss von Furpach gegründet hat, was für Furpach von großem Nachteil sei usw.(7). Die königl. Regierung aber verwies ihn mit seinem Antrag an die örtliche Behörde, also an die Bürgermeisterei Neunkirchen, die natürlich ihre eigene Entscheidung nicht zurück nahm und so blieb Furpach ein Teil der Gemeinde Kohlhof. Das von Karcher erwähnte Jahr 1828 kann aber nicht das Gründungsjahr der Gemeinde Kohlhof sein. Gewiss ist nur, dass es bis zum Jahre 1816 nur den Bann Furpach im Verbund mit dem Bann der Gemeinde Neunkirchen gegeben hat, sie es die Bannbeschreibung aus dem Jahre 1763 auch ausweist. Nach dem Friedensschluss von 1816 aber hat es wohl bis zur Einführung der preußischen Verwaltung einer längeren Übergangszeit bedurft; hatte also für eine gewisse Zeit der alte Zustand, wie ihn Kacher erhalten wissen wollte, fortbestanden. Mit der Gründung der Gemeinde Kohlhof zwischen 1816 und 1822 war nun der alte Furpacher Bann zum Kohlhofer Bann geworden, wie es die erste „Übersichtskarte der Gemeinde Kohlhof“ aus dem Jahre 1856 ausweist. Der alte, nun preußische Kohlhof selbst entwickelte sich nun hinsichtlich Besiedlung und Bevölkerungszahl langsam und stetig weiter, bis hin zur heutigen Bevölkerungszahl von etwa 1800 Einwohnern. Furpach aber blieb das Gut der Familie Karcher, die es schließlich 1904 gegen 250.000 Mark der Gemeinde Neunkirchen verkaufte, die aber auch dann seine Funktion als Hofgut beibehielt und es jeweils von einem Pächter bewirtschaften ließ. Zum Hofgut Furpach gehörte nun auch der Biehlersweiher und weil dieser im Jahre 1909 zum großen Teil ausgetrocknet war, sollte er gemäß Beschluss der Gemeinde Neunkirchen „urbar“ also zu Nutzland gemacht werden. Diese Aufgabe übernahm der damalige Gutspächter Hausecker unter der Bedingung, dass er dann auch die anzulegende Wiese nutzen kann, solange sein Pachtvertrag läuft, wie es dann auch geschah. In den 1930er Jahren aber haben einige Kohlhofer Bürger dort wieder einen Fischweiher angelegt, ihn aber nach einigen Jahren wieder aufgegeben, ihn abgelassen und der Natur wieder überlassen. Erst der Angelsportverein Furpach ließ im Jahre 1968 wieder einen Weiher hier entstehen, den heutigen Biehlersweiher. Dieser ist inzwischen ein Schmuckstück nicht nur für Furpach, sondern für die ganze Stadt geworden. Die nach 1816 gegründete selbständige Gemeinde Kohlhof gehörte verwaltungsmäßig von Anfang an zur Bürgermeisterei Neunkirchen. Das änderte sich erst mit der Stadtwerdung Neunkirchens im Jahre 1922. In diesem Jahr ist sie schließlich mit ihrer Einwilligung zu dem geworden, was sie heute ist, zum Stadtteil von Neunkirchen. Dennoch hatte man dann immer noch sehr unterschieden zwischen den einzelnen Ortsteilen, wie es z. B. während der Saargebietszeit die in den Schulen benutzte Heimatkunde des Saargebietes ausweist. Zur großen Wende in der Geschichte des alten Furpach aber kam es erst im Jahre 1936 mit dem in diesem Jahr begonnenen großzügigen Siedlungsbau auf dem Gelände des stadteigenen Gutshofes. Während des 2. Weltkrieges kam diese Bautätigkeit zum Erliegen, wurde aber nach Kriegsende um so intensiver fortgesetzt. Aber auch auf dem Kohlhof wurde fleißig hinzugebaut, so dass Kohlhof und Furpach inzwischen zu reinen Wohngebieten geworden sind. Ihre Grenzen umfassen aber auch noch den allergrößten Teil des einstigen herrschaftlichen Furpacher Waldes, der uns hoffentlich auch so erhalten bleibt, denn wir können es uns nicht leisten, immer mehr Land, meist auf Kosten des Waldes, zu zersiedeln. Im Zuge der Gebietsreform des Jahres 1974 erfuhr der Stadtteil Kohlhof nach Süden hin sogar noch eine Erweiterung bis zur Autobahn A 6 hin und bekam damit ein Waldgebiet hinzu, das vor dem Gebietestausch des Jahres 1756 schon einmal zum damaligen Furpacher Bann gehörte. Seit dem Jahre 1974 gehört auch der ehemalige Bexbacher Stadtteil Ludwigsthal zu Neunkirchen. Für die drei Stadtteile ist der Ortsrat Furpach-Kohlhof-Ludwigsthal zuständig. Soweit die Chronologie. Wer sich darüber hinaus für die vielen innerörtlichen Begebenheiten interessiert, dem seien die oben erwähnten die 7 Hefte „Heimatkundliche Plaudereien“ von Bernhard Krajewski anempfohlen. Abschließend noch ein paar Worte bezüglich des alten Kohlhofer Flurnamens „Täufergarten“. Bernhard Krajewski vermutete in seinen Heimatkundlichen Plaudereien, dass es sich hier ursprünglich um einen umfriedeten Flurteil und Garten handelte, der den Brüdern Moser gehörte, als den ersten Pächtern des 1763 neu errichteten herrschaftlichen Gutes Kohlhof. Beide seien Menoniten gewesen, die nur die Erwachsenentaufe anerkennen und die man deshalb auch Täufer nannte. Der besagte Garten sei der Garten der Täufer gewesen, also der Täufergarten. Dies ist aber wohl eher unwahrscheinlich, denn die Brüder Moser waren nur 5 Jahre lang von 1763 bis 1772 Pächter des Kohlhofer Gutes. Wahrscheinlicher und wohl auch zutreffend ist dagegen die Namensdeutung des Ludwig Prinz aus Köln, wie er sie im Jahre 1927 in seiner Doktorarbeit unter dem Titel „Die Flur- und Ortsnamen der Kreise Ottweiler, Saarbrücken und St. Wendel“ gegeben hat(8). Er konstatierte, dass das Wort Täufer sich aus dem mhd. tiuf = teuf = tief herleite. Die Schlussfolgerung daraus ist dann, dass es sich hier um einen Garten handelte, der tiefer gelegen war als das Hofgut selbst. Im Gegensatz zu dem Hausgarten gab es also noch den tiefer gelegenen, den „tiefen Garten“, der später, weil man den Zusammenhang nicht mehr kannte, fälschlicherweise zum Täufergarten wurde. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass es auf den Karten von 1564 und 1756 südlich der Goldenen Bremm auch die „Tiefen Täler“ gibt. Also „Tiefer Garten“ und daran anschließend die „Tiefen Täler“ oder der Garten bei den Tiefentälern. |
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Die Chronologie der Kohlhof-Orte Mit Angabe der Fundstellen in den Heimatkundlichen Plaudereien von Krajewski 1234 Erstmalige Nennung von Furpach, damals zugehörig zur Grafschaft Blieskastel, das sich dann zu einem kleinen Dorf mit Kirche entwickelte. K: Bd. 2, S. 21 1430 Erwähnung von Kellers Wägelin, dann aber nicht mehr 1450 Etwa ab diesem Zeitpunkt Rückentwicklung vom Dorf zum herrschaftlichen Gut 1507 Furpach inzwischen zur Grafschaft Saarwerden gehörend, fällt durch Heirat an die Grafen von Nassau-Saarbrücken. K: Bd. 2, S. 21 und 700 Jahre Neunkirchen, S. 11 1527 Es gibt nur noch das Gut Furpach, das von einem Hofmann bewirtschaftet wird. 1650 Nach dem 30jährigen Krieg (1618 – 1648) Einrichtung einer Nebenstelle des Hofgutes im Waldrevier Litzelholz, gen. Litzelholzerhof 1726 Ersterwähnung des Kohlhofs im Taufregister. Kohlhof aber zugehörig zum Hofgut Forbach als eine Art Vorwerk (vier Familien Stutzmann, die aus der Schweiz stammten und hier Ackerbau und Viehzucht betrieben) K: Bd. 2, S. 23 1756 Der Bereich des heutigen Bayer. Kohlhofs war schon lange nicht mehr besiedelt und gehörte zum Furpacher Bann, kam aber in diesem Jahr durch Gebietstausch zu Pfalz-Zweibrücken und damit zu Limbach. K: Bd. 2, S. 30 1757 Errichtung eines Wildzaunes und Torhauses Goldene Bremm. K: Bd. 2, S. 30 1763 Der erste Neusiedler auf dem Bayer. Kohlhof wurde der Wilhelm Hauser aus Altstadt, der hier Land aus dem ehem. nassauischen Besitz von der Gemeinde Limbach erwarb und hier ein Wohnhaus und ein Wirtschaftsgebäude errichtete und damit zum Gründer des Bayer. Kohlhofs wurde. K: Bd. 2, S. 31 1763 Fürst Wilhelm Heinrich macht den alten Kohlhof (auch Litzelholzerhof genannt) zum selbständigen Pachthof idem er ihm 790 Morgen Land aus dem Furpacher Bann zuschlug. Erste Pächter waren die Brüder Moser. Die Wälder des Furpacher Bannes blieben aber in direktem herrschaftlichen Besitz, so auch das Waldrevier Litzelholz. K: Bd. 2, S. 23 – 24 1764 Flurname „Im Kohlbrucher Schlag“ gemäß einem Plan des Feldmessers Schwarz. K: Bd. 2, S. 24 1764 Errichtung eines weiteren Torhauses beim Litzelholzerhof. Erster Faltersknecht war Philipp Jakob Sauerbrey. 1766 Das Torhaus wird Ratshütte genannt. 1790 Daniel Böhler erwirbt die Ratshütte (Torhaus) a. d. Goldenen Bremm. K: Bd. 2, S. 25 1792 Johann Philipp Peter Sauerbrey errichtet ein Wohn- und Wirtschaftsgebäude an der heutigen Ecke Niederbexbacher Straße/Torhausweg. 1793 Mit Beginn der Franzosenherrschaft gehen alle herrschaftlichen Güter in französischen Staatsbesitz über. 1800 Um 1800 verkauft Daniel Böhler die Ratshütte und baut sich ein neues Haus in Richtung Neunkirchen, heute Ecke Limbacher Straße/Niederbexbacherstraße und legt damit den Grundstein zum Siedlungskern Böhlershaus (Biehlerschhaus), 1843 amtlich Brückweiherhof genannt mit dem Hinweis auf den schon 1756 erwähnten Brückweiher an der Straße nach Neunkirchen. K: Bd. 2, S. 25 1806 Die Kaufmannsfamilie Karcher aus Saarbrücken erwirbt das Hofgut Furpach. Das Dorf hatte sich zu diesem Zeitpunkt auf dieses Gut zurück entwickelt. K: Bd. 2, S. 21 1807 Erwerb des Kohlhofs durch Joseph Delinot und Peter Gangloffe aus dem lothringischen Forbach 1812 Andreas Limbach erwirbt das Gut Kohlhof K: Bd. 2, S. 25 1816 Mit Datum vom 1. 7. 1816 kommt der Krs. Ottweiler mit Neunkirchen den Gütern Furpach und Kohlhof zu Preußen, während der neue Kohlhof (heute Bayer. Kohlhof) zu Bayern kam. K: Bd. 2, S. 27 1822 Erster Hinweis auf die Gründung einer selbständigen Gemeinde Kohlhof auf einer 1822 renovierten Karte (Forbacherhof modo Kohlhof) 1845 Heinrich Karcher will aus der Gemeinde Kohlhof ausscheiden und eine eigene Gemeinde Furpach, wird aber abschlägig beschieden. 1904 H. Karcher verkauft das Furpacher Gut an die Gemeinde Neunkirchen, die es dann auch weiterhin von einem Pächter bewirtschaften ließ. 1922 Die Gemeinde Kohlhof wird mit ihrer Einwilligung Stadtteil von Neunkirchen 1936 Baubeginn an der Siedlung Furpach (damals noch Haus Furpach) |
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2. und letzter Teil | |||||||||||||
Werner Fried
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