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Die Neunkircher Stadtteile | ||||||||||
Kohlhof und Furpach und ihre verwobene Geschichte
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Ein Bericht von Werner Fried
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– 1. Teil
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Dankenswerterweise hat der längst verstorbene Bernhard Krajewski in Band 2 seiner „Heimatkundlichen Plaudereien“ die Geschichte der einzelnen Siedlungspunkte in diesen Stadtteilen sehr ausführlich beschrieben, auf die ich mich, ergänzt mit einigen weiteren Daten und Fakten beziehen kann. Wer sich darüber hinaus für die vielen innerörtlichen Begebenheiten und auch Details interessiert, die hier außer Betracht bleiben müssen, dem seien diese wirklich sehr lesenswerten „Heimatkundlichen Plaudereien“ anempfohlen. Wie die Funde ja belegen, gab es im Bereich Kohlhof und Furpach schon Ansiedlungen von Kelten und Römern, worüber schon mehrfach berichtet wurde. Diese Ansiedlungen sind aber irgendwann nach der Römerzeit wieder untergegangen, mit der Folge, dass die Natur wieder alles Siedlungsland überwucherte. Das ganze Gebiet wurde wieder zu einem großen, geschlossenen Waldgebiet, wie es die Tilemann-Stella-Karte von 1564 noch sehr gut erkennen lässt. Inmitten dieses großen Waldgebietes, auf dieser Karte schon als „Furpacher Wald“ bezeichnet, befindet sich hier schon das Dorf Furpach. Zur Karte selbst, die hier nur in einem Ausschnitt gezeigt wird, sei noch gesagt, dass als Grenze zwischen Nassau-Saarbrücken und Pfalz-Zweibrücken der alte, von den Kelten und Römern schon benutzte so genannte Kreuzweg gilt, der hier auch ganz exakt um das Gebiet des damals noch nicht existenten Ludwigsthal herumführte. Dieses Gebiet, das so genannte „Lauxweiler Eigen“, gehörte bis 1399 den Rittern von Beckensbach (Bexbach) und kam letztendlich als Teil von Mittelbexbach zur Herrschaft Pfalz-Zweibrücken (1). Interessanterweise finden wir am unteren rechten Rand dieses Kartenausschnitts auch das untergegangene Dorf Volkerskirch, auf das sich heute der Furpacher Straßenname Volkerstal bezieht. Es war damals südlich von Furpach das nächst größere Dorf. Wiedererstanden ist es später als das heute zu Kirkel gehörende Neuhäusel. Doch nun zur eigentlichen Geschichte des älteren Furpach und des jüngeren Kohlhof: Ein erster Hinweis auf Furpach und damit auf eine Neubesiedlung dieses Waldgebietes ist bezeugt durch eine Urkunde aus dem Jahre 1234, wonach Graf Heinrich von Castel (Blieskastel) der Kirche von Wörschweiler das Recht zum freien Weidegang in den Wäldern rund um Furpach einräumte (2). Offen bleibt, wann dieses Furpach vor dem Jahr 1234 tatsächlich seinen Anfang nahm, um sich dann im Laufe der Zeit von einem ersten Hof zu einem für die damalige Zeit ansehnlichen Dorf zu entwickeln, das zuletzt auch eine eigene kleine Kirche besaß und zeitweise sogar eine Meierei war. Zusammen mit dem großen herrschaftlichen Furpacher Wald bildete es den großen Furpacher Bann. Im Jahre 1430 wird urkundlich auf diesem Bann noch eine Hofstatt an „Kellers Wägelin“, einem kleinen Weiherlein bezeugt, die aber nur von kurzzeitigem Bestand war, denn sie wird danach nicht mehr erwähnt. Dieses Wägelin ist auch der Tilemann-Stella-Karte noch eingezeichnet, und zwar hart an der Grenze, wie sie 1564 zwischen Nassau-Saarbrücken und Pfalz-Zweibrücken bestanden hat und wie sie auch heute dort wieder zwischen dem Preußischen und dem Bayerischen Kohlhof besteht. Es war ein aufgestauter Weiher, dessen Damm sich dort befand und noch befindet, wo die überwiegend zum Bayerischen Kohlhof gehörende Michelstraße in einen Feldweg übergeht. Dieses Wägelin wird 1822 als Fischweiher der Erben Limbach ausgewiesen und ist heute völlig trocken gelegt. Die Karte von 1564 aber hängt weit hinter ihrer Zeit zurück, denn um 1564 hatte sich das Dorf Furpach längst zurück entwickelt zu nur noch einem Hof. Waren z. B. 1429 hier noch 16 Familien ansässig, so waren es um 1500 nur noch 4 Familien, und auch die Besitzverhältnisse hatten sich verändert. Nach mehrfachem Wechsel gehörte Furpach um diese Zeit zum Herrschaftsbereich der Grafschaft Saarwerden, kam aber im Jahre 1507 bedingt durch Heirat zu Nassau-Saarbrücken. Die Rückentwicklung Furpachs setzte sich dann auch noch weiter fort, so dass es im Jahre 1527 hier statt des ehemaligen Dorfes nur noch einen Hof gab, der von einem Hofmann bewirtschaftet wurde. Dieses Hofgut Furpach aber hatte Bestand und es überdauerte auch den Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648). Es weitete sich dann aus, indem es auf seinem Bann eine Außenstelle, eine Art Vorwerk errichtete, das man Kohlhof nannte. Kohlhof wohl deshalb, weil Köhler, die zugleich ja auch Holzfäller waren, zuvor eine größere Waldfläche abgeholzt hatten, die man nun landwirtschaftlich nutzen konnte. Erstmalig erwähnt finden wir den Namen Kohlhof in dem Taufregister der Evang. Kirche Neunkirchen, wonach hier im Jahre 1726 vier aus der Schweiz stammende Familien mit Namen Stutzmann wohnten, die Ackerbau und Viehzucht betrieben, wenn auch im Verbund mit dem Furpacher Hof. Bis zum Jahre 1756 blieb alles unverändert und natürlich unter der Regie der Grafen von Nassau-Saarbrücken. In diesem Jahr aber kam es zu einem Gebietstausch zwischen Nassau-Saarbrücken und Pfalz-Zweibrücken, wonach aus dem Furpacher Bann ein Landstrich an Pfalz-Zweibrücken abgetreten wurde, wofür Saarbrücken jährlich eine Gebühr von 55 Gulden, 7 Batzen und 8 Pfennigen Zinsen zu zahlen war. Die Zweibrücker Herrschaft verpachtete dann ihrerseits dieses Land zum gleichen Pachtzins der Gemeinde Limbach, die es bis 1762 auch eigenständig bewirtschaftete (3).Es ist das Land, auf dem später der „Neue Kohlhof“ entstand und der 1816 schließlich zum Bayerischen Kohlhof wurde. Nur 1 Jahr später, also im Jahre 1757, errichteten die Grafen von Nassau-Saarbrücken entlang der hier entstandenen neuen Landesgrenze einen Wildzaun mit einem Tor in der Flur „Goldene Bremm“. Dieses Tor wurde von den so genannten Faltersknechten bewacht. Die ersten beiden Faltersknechte waren Leonhard Kerth und Matthias Ehmann (4). Ihr Unterkommen hatten diese in einem dafür eigens dort errichteten Torhaus, später bekannt als das Torhaus an der Goldenen Bremm. Schon bald nach diesem Gebietstausch, nämlich am 13. Januar 1763, bewarb sich der Wilhelm Hauser von Altstadt um dieses aus ehemals nassauischem Besitz der Gemeinde Limbach zugefallene Wiesen- und Ackerland. Diesem Antrag wurde auch entsprochen, und er erhielt das 83 Morgen umfassende Land in Erbbestand zum gleichen Zins, wie ihn die Gemeinde Limbach dafür der Zweibrückischen Herrschaft schuldete. Hauser errichtete auf seinem erworbenen Land ein Wohnhaus und ein Wirtschaftsgebäude und legte damit auch ganz unbewusst den Grundstein für diesen Neuen Kohlhof. Er war der erste Neusiedler auf dem späteren Bayerischen Kohlhof. Im gleichen Jahr 1763 gab es auch auf dem verbliebenen, immer noch großen Furpacher Bann eine große Veränderung insoweit, als sich Fürst Wilhelm Heinrich dazu entschloss, den Kohlhof, den man auch Litzelholzerhof nannte, weil er an das Waldrevier Litzelholz angrenzte, zu einem selbständigen Pachthof zu machen. Das geschah in der Weise, dass man dem Kohlhof 790 Morgen Land aus dem Hofgut Furpach zuschlug. Die ersten Pächter dieses Pachthofes waren Daniel und Jakob Moser, die gemäß Pachtvertrag von 8. Februar 1763 eine jährlich Pachtsumme von 1000 Gulden zu zahlen hatten, die eine Hälfte zu Weihnachten und die andere Hälfte am 23. April jeden Jahres. Nachfolgepächter waren ab 1772 Henrich Hirsch von Limbach und von 1784 bis 1802 der Jakob Weingart. Wieser 1 Jahr später im Jahre 1764 war offenbar der Wildzaun über den Litzelholzerhof hinaus verlängert und dann auch versehen wurde mit einem Tor und einem Torhaus am Weg zur Grenze nach Niederbexbach versehen. Der erste Faltersknecht, so nannte man die Wächter am Tor, war, soweit sich das aus der Ahnenreihe der Familie Sauerbrey herauslesen lässt, der 1715 geborene und dann zugewanderte Philipp Jakob Sauerbrey. In der Hauptsache aber war er wohl Ackerer, denn einen großen Grenzverkehr gab es hier wohl nicht. Nachfolger als Ackerer und Faltersknecht war sein 1753 geborener Sohn Johann Philipp Peter Sauerbrey, der mit Maria Mensch, einer Tochter des Faltersknechts Johann Nikolaus Mensch vom Faulerbergerhof, dem späteren Menschenhaus, verheiratet war (5). Diese Torhäuser waren damals gewiss keine wohl ausgestatteten Bauernhäuser und deshalb hat der zuletzt genannte Sauerbrey im Jahre 1792 für sich ein solideres Wohnhaus mit zugehörigem Wirtschaftsgebäude errichtet und zwar an der heutigen Kreuzung Niederbexbacher Straße und Torhausweg gegenüber dem dortigen Kriegerdenkmal. Dieses Haus der Sauerbreys wurde dann Namensgeber für den nun dort entstehenden neuen Siedlungspunkt Sauerbreyhaus (6). Zum Zeitpunkt dieses Hausbaus aber waren der Wildzaun und das Torhaus schon ziemlich bedeutungslos geworden, denn Fürst Wilhelm Heinrich konnte aus gesundheitlichen Gründen seiner Jagdleidenschaft damals schon nicht mehr fronen. Das war dann auch der Grund, weshalb es für den Daniel Böhler möglich wurde, schon im Jahre 1790 das Torhaus an der Goldenen Bremm zu erwerben. Dann aber kam mit dem Jahr 1793 der große Umbruch. Die Franzosen rückten in das Land ein und plünderten in Neunkirchen das Schloss Jägersberg. Es begann die Herrschaft der Franzosen. Alle bis dahin herrschaftlichen Güter wurden konfisziert und zu französischem Staatseigentum gemacht, so natürlich auch die Hofgüter Furpach und Kohlhof. Der Wildzaun hatte jetzt auch seine Funktion als Grenzzaun völlig verloren, herrschten doch nun die Franzosen beiderseits der Grenze. Die aber brauchten Geld für ihre Kriegführung und waren daher bestrebt, die konfiszierten Güter zu Geld zu machen. So verkauften sie z. B. das Schloss Jägersberg mit all seinen Liegenschaften für 11.000 Franken an den Franz Couturier, einen 1774 bei St. Avold geborenen Lothringer, der mit den Franzosen ins Land gekommen war und 1806 auch Maire (Bürgermeister) in Neunkirchen wurde. Auch dem Daniel Böhler erschlossen sich nun wieder neue Möglichkeiten, und so entschloss er sich um 1800, das 1790 erworbene Torhaus an der Goldenen Bremm wieder zu verkaufen, wahrscheinlich an den Daniel Weber, der auf der Karte von 1822 bereits als Besitzer des Torhauses ausgewiesen ist. Statt dessen erwarb Böhler, wie diese Karte von 1822 auch ausweist, nun einen langen Streifen Landes westlich des Neunkircher Weges (der heutigen Limbacher Straße) in der ganzen Länge, wie sie dort heute bebaut ist, bis zum Brückweiher. Diesen Weiher hatte er mit erworben und der wurde dann im Volksmund vom Böhlers Weiher zum Biehlerschweiher. Auf seinem neu erworbenen Land errichtete Böhler ein Wohn- und wein Wirtschaftsgebäude und zwar gegenüber der Abzweigung der heutigen Niederbexbacher Straße. Es war Böhlers Haus und wurde zu Biehlerschhaus und damit Namensgeber für den sich nun hier entwickelnden neuen Siedlungspunkt. Offiziell aber blieb man nicht bei disem Namen, denn bereits in der Beschreibung der Bürgermeisterei Neunkirchen von 1843 war aus dem Biehlerschhaus der Brückweiherhof geworden, dies unter Bezugnahme auf den Brückweiher, der bereits auf eine Karte von 1756 als solcher ausgewiesen ist. Brückweiher wiederum deshalb, weil der alte Weg von Kohlhof nach Neunkirchen dort über eine den Abluß des Weihers überquerende kleine Brücke führte. Auch die Familie Sauerbrey hat wohl die Gelegenheit des Landerwerbs genutzt, denn wie die Karte von 1822 ausweist, gehörte ihnen nun alles Land östlich des Neunkircher Weges (Limbacher Straße). Das Sauerbreyhaus selbst aber ist auf dieser Karte leider nicht eingezeichnet. Es handelt sich ja um eine 1822 renovierte, also auf den neuesten Stand gebrachte, ältere Karte. Man hat es wohl einfach versäumt, ein einzelnes Haus hier einzuzeichnen. Ganz am rechten Rand dieser Karte ist aber eine „Binkles Haus“ eingezeichnet, das wohl zur Häusergruppe des alten Kohlhof gehörte und von einem Hofbediensteten Binkle bewohnt wurde. Einen schwachen Hinweis liefern hierzu die Ahnenforscher, wonach eine Magdalena Luisa Binkle am 7. September 1777 auf dem Litzelholzerhof verstorben ist. Quellenangaben folgen |
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– Ende des 1. Teil | ||||||||||
Werner Fried
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