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Die Postkutschenzeit allgemein | ||||
Die Geschichte der Post in und um Neunkirchen
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von Günter Schwinnn
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2.Teil
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Als Beispiel von der Romantik dieser Zeit sei ein Auszug zitiert: „Nachts, wenn die Pferde steten Schrittes die Höhenzüge erklommen, wenn die Passagiere, eingenickt vom gleichmäßigen Trott im Kutschergehäuse schaukelten und hin und wieder schlaftrunken blinzelten, dann griff der Schwager zum Horn. Die Stille trug sein Lied dessen Echo sich verlor, weit in das von einem klaren Sternenhimmel überwölbten Land. Sie trug die Klänge zu Eichendorf und Heine, Lenau und Mörike, Uhland und Rückert, Wilhelm Müller, Viktor von Scheffel und nicht zuletzt zu Goethe. Soweit der Abstecher in die Poesie. Das übersetze mal einer in die heutige Zeit der Intercitys. Mit dem Verstummen des Posthorns schwand das Mysterium der „Mondbeglänzten Zaubernacht“. Geschwunden ist auch die Melancholie des Wanderers, angelockt von den sanft erhellten Fenstern der Poststationen, an der alten Wegekreuzung tief drinnen im Wald. Ob die Metz-Mainzer Heerstraße unseren Bann durchschnitten hat, wie einige Altertumsforscher behaupten, ist fraglich. Als festgestellt kann jedoch angenommen werden, dass die Hauptverbindungsstraße zwischen Trier, dem langjährigen römischen Kaisersitz, und Straßburg, dem Hauptstützpunkt der Römer am Oberrhein, von Stennweiler über unsere Gemarkung nach Gutenbrunnen und Hornbach führte. Spuren dieser alten Straße nebst Abzweigungen nach dem alten Römerkastel Kirkel, sind beim Furpacherhof nachgewiesen worden. Ebenso hat man da selbst noch Reste einer römischen Poststationen vorgefunden. Quelle; Nk.-Führer Seite 8, (von Rektor Braun) Zusammenfassend einige Jahreszahlen in chronologischer Folge: 1786 Eröffnung der Fahr- und Briefpost zwischen Zweibrücken u. dem zweibrückerisch gewordenen Tholey, über Neunkirchen (Stadt Buch. Neunkirchen 1955). 1816 Die Postanstalten d. Saarlandes wurden von d. Königl.- Preuß. Post übernommen. Mit dem August 1837 wurde hier eine Briefsammelstelle eröffnet, die dem „Kommis“ des Stummschen Hüttenwerks, Karl Girand, gegen eine Jahresbesoldung von 24 Thlr. übertragen wurde. Hiervon hatte er die sämtlichen Büroausgaben, wie Holz, Licht, Schreibmaterialien, Miete usw. zu bestreiten. Im folgenden Jahr wurde die Besoldung auf 36 Thlr. erhöht. 1840 wurde die Briefsammlung aufgehoben und den Behörden hiervon Kenntnis gegeben mit dem Bemerken, dass es ihnen überlassen bleibe, ihre Korrespondenzen an die Conducteurs der Personenpost abzuliefern, durch welche sie solche auch sowohl von Saarbrücken als von Ottweiler aus erhalten. Auch konnten die Behörden ihre Korrespondenzen bei dem Chaussee-Geldeinnehmer niederlegen und auch durch dessen Vermittlung beziehen, vorausgesetzt, dass bei der Abgabe kein Aufenthalt stattfindet. Neunkirchen wurde zu jener Zeit 4 mal wöchentlich von der Kreuznach -Saarbrücker Schnellpost berührt. Bis 1844 gehörte Neunkirchen postalisch zum Landzustellbezirk der Postanstalt Ottweiler. Am 1. April 1844 erhielt Neunkirchen eine eigene Postexpedition und später erst eine Postverwaltung (selbständiges Postamt). Die Postbeförderung geschah durch die fahrende Personenpost, die anfänglich vier bis fünfmal wöchentlich fuhr und von 1845 ab durch die Saarbrücker-Bingerbrücker Personenpost welche täglich durch Neunkirchen fuhr. Am 1. Februar 1850 wurde noch eine zweite, tägliche Personenpost zwischen Saarbrücken und Kreuznach eingerichtet. Nach dem Tod des bisherigen Postschalter Haas erhielt am 21. Januar 1851 der neue Posthalter Wilhelm Leidner die Stelle. Wilhelm Leidner, geb. 1804 in Nk., gestorben 1877, war ein vielseitiger und unternehmerischer Mann; von 1821 bis 1851 war er Lehrer und Küster. Er bewirtschaftete mit Knechten den ererbten Landbesitz, betrieb im Unterort eine Handziegelei, führte die Gastwirtschaft Hotel zur Post, dort wo später d. Tapetenhaus Penske war. (Nach ihm ist zum Beispiel die Wilhelmstraße benannt). Quelle Chronik Hansen (Schulinspektor?) Das Verkehrswesen vor Erbauung der Eisenbahn Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde des Saarlandes Band 2 von Kurt Hoppstädter (Auszug). Zur Zeit des Fürsten Ludwig von Nassau-Saarbrücken (1768-1793) verkehrte nur zweimal in der Woche ein Postwagen zwischen Saarbrücken und Ottweiler (11). Dabei waren die Straßen schlecht. Noch 1802 werden selbst die Staatsstraßen Mainz-Kreuznach-Saarbrücken und Saarbrücken-Blieskastel als in sehr schlechtem Zustand befindlich bezeichnet (12). Im allgemeinen herrschte damals ein nach modernen Begriffen übler Schlendrian. Vielfach waren die anliegenden Orte zur Unterhaltung der Straßen im Frondienst verpflichtet. Aber diese Art der Unterhaltung lag keineswegs immer auch im Interesse der Anlieger. Dass sie auch dabei in erster Linie Ihren eigenen Nutzen im Auge hatten, darf man ihnen nicht verübeln. Von ihnen konnte kein gemeinwirtschaftliches Denken verlangt werden. Für die Bauern dieser Zeit waren Vorspanndienste eine wichtige zusätzliche Erwerbsquelle. Und die Chancen zu Vorspanndiensten waren eben bei schlechten Straßenverhältnissen besonders groß. Konnte man von ihnen verlangen, dass sie diese Erwerbsquellen selbst verstopften? Seit 1827 fuhr von Saarbrücken nach Trier statt der bis dahin zweimal wöchentlich verkehrenden Postkutsche dreimal in der Woche ein Schnellwagen. Mit dieser Neuerung wurde gleichzeitig die Dauer der Reisen, die vor dem 41 Stunden betragen hatte, etwas verbessert. Nach Luxemburg dauerte die Fahrt allerdings immer noch 24 Stunden. Die beste Verbindung bestand nach 1815 noch von der französischen Zeit her auf der Kaiserstraße zwischen Paris und Mainz, auf der täglich ein Postwagen in beiden Richtungen verkehrte. Nach Ottweiler verkehrte seit 1818 einmal in der Woche, und zwar mittwochs ein Postwagen. Er ging „nach Maßgabe der guten oder schlechten Jahreszeit“ zwischen 4 und 6 Uhr morgens von Saarbrücken ab und kam nachmittags zwischen 2 und 4 Uhr zurück (13). Schlecht war die Verbindung nach Kreuznach. Man musste vor 1818 dazu mittwochs den Postwagen nach Ottweiler benutzen. Von dort verkehrte keine Post durch die Fürstentümer Lichtenberg sind Birkenfeld. Der Reisende musste selbst sehen, wie er am besten nach Kirn kam. Dort konnte er dann freitags früh zwischen 4 und 6 Uhr die in einen preußischen Postwagen umgewandelte ehemalige Staatskarosse des Fürsten von Salm-Kirburg besteigen, die ihn nach Kreuznach brachte. Erst 1818 verkehrten viermal wöchentlich Postwagen zwischen Mainz und Saarbrücken durch das Nahetal (14). Noch kurz vor Erbauung der Rhein-Nahe-Bahn verbesserte man diese Verbindung, indem man die Postwagen täglich zweimal verkehren ließ. In den 1830er Jahren bestanden in Saarbrücken folgende Postverbindungen: Täglich je einmal eine Personenpost von und nach Trier und von und nach Kreuznach, je eine „Malle-Post“ von Paris und nach Frankfurt (15). Ein Saarbrücker hat den Verkehr in dieser Zeit wie folgt geschildert: „Der französische Postwagen war ein furchtbar schweres Monstrum; er hatte noch eine obere Etage, war also, wie man sagte „zweistöckig“, und war mit fünf schweren Normänner Schimmeln, hinten zwei, vorn drei, welche Schellengeläute trugen, bespannt. Außer dieser schwerfälligen französischen Post, die zwischen Paris bzw. Metz und Saarbrücken verkehrte, gab es noch die so genannte Meilpost, ein zweispänniger Wagen, der zwischen Frankfurt und Paris fuhr; er beförderte keine Privatpassagiere, er war eigentlich eine Staatskurierpost und eine Börsenpost für das Haus Rothschild. Dieser Wagen war wegen seiner Schnelligkeit berühmt, denn er legte die Strecke Paris Frankfurt in 4? Tagen zurück. Für die damaligen Begriffe eine ansehnliche Leistung. Sodann gab es noch die Post nach Trier und Kreuznach und die Reit- oder Nothelferpost, die jede Nacht Punkt 12 Uhr von Saarbrücken nach Paris abging. Ferner fuhr noch eine Carriolpost von Saarbrücken nach Heusweiler und Lebach. 11) Ruppertsberg II, 263, 12) Zegowitz, 138, 13) Intelligenzblatt, 259, 14) Obertreis, 3259 15) Bärsch, 46, 16) Haas, 27 |
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Fortsetzung folgt | ||||
Günter Schwinn
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