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Die Saargefei in Neunkirchen | |||||||||||
Von der Werkshalle zum ersten Einkaufs-Center unserer Stadt
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von Lothar Spengler - 2. Teil
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In einem Schreiben vom 27.9.1962 teilt die Firma Einkaufs-Center der Stadt Neunkirchen mit, in Kenntnis nehmen zu wollen, das in der von ihr von der Firma Stumm angemieteten Halle folgende Firmen untergebracht sind. Kleiderwerke und Wäschefabrik K.H. Kipp 26 Näherinnen mit 22 Maschinen (im Oberstock), Firma Einkaufs- Center Neunkirchen (Paterre), Kipp Einzelhandel, Waren aller Art Firma Kunrath Uhren, Schmuck, Silberwaren.(Paterre) Firma Gemmel Elektrowaren, Firma Biesten Schuhe, Firma Heinrich Klos Lebensmittel. Ferner zeigen die beigefügten Geschosspläne, dass noch Möbel und Spielwaren angeboten wurden, und ein Restaurant mit Küche im Obergeschoss vorhanden war. Von der Vielfalt der angebotenen Waren ausgehend kann man mit Recht behaupten, das die Saargefei den ersten Supermarkt in Neunkirchen beherbergte. Interresant ist auch, dass die Firma E.C. laut Briefkopf schon in dieser Zeit Center in Alzey, Frankfurt, Sulzbach-Saar, und in Uchtelfangen betrieb. Die Eröffnung des Centers erfolgte am 8.10.1962, 8.30 Uhr. Abschrift aus der Eröffnungsreklame (Quelle SZ vom 8.10.1962, Seite 18) Einzelheiten aus der halbseitigen Reklame: In den Räumen der Saargefei eröffnete das Einkaufscenter Neunkirchen, ein Discounthaus. Preisbeispiele der angebotenen Waren. Elektroartikel Fernseher mit 2. Programm ab 759,00 DM Kühlschränke ab 298,00 DM Wecker ab 5,90 DM Taschenuhren ab 16,20 DM Textilien Kinderpullis ab 2,90 DM Herrenanzüge ab 36,50DM Silberwaren Modeschmuck in großer Auswahl Schuhe Herrenschuhe ab 16,50 DM Kinderschuhe ab 9,95 DM Damenpumps ab 12,95 DM Möbel – Bettwaren – Polstermöbel in großer Auswahl Der Kaufvertrag zum Abriss der Halle wurde am 5.4.1979 in den Amtsräumen des Notariats Abel in Neunkirchen beschlossen. Als Vertreter des Verkäufers der Neunkircher Eisenwerk AG vormals Gebr. Stumm, Herr Franz Josef Schmitt, Notariatsangestellter, wohnhaft in Bexbach. Als Ankäuferin andererseits vertreten durch Oberamtsrat Fritz Fried, wohnhaft in Neunkirchen als Bevollmächtigter für die Kreisstadt Neunkirchen. Kaufvertrag Die Firma Neunkircher Eisenwerk AG vormals Gebr. Stumm in Neunkirchen/Saar, verkauft und überträgt hiermit an die Kreisstadt Neunkirchen, die den Erwerb annimmt - nachstehend als Käuferin genannt - das Eigentum an dem nachbezeichneten Grundbesitz mit allen verbundenen Rechten, Bestandteilen und gesetzlichen Zubehör: Grundbuch von Neunkirchen Band 141 Blatt 5562 Gemarkung Neunkirchen Lfd. Nr. 1011, Flur 25 Nr.942/91 Gebäude und Hofraum Oberschmelzerweg zu 30,68 Ar. Es folgen die üblichen Regularien die auf die Käuferin zu kommen. Den Vertrag unterschrieb für die Stadt Oberamtsrat Fritz Fried und für das Eisenwerk Direktor Moser und Direktor Dr. Esser Abteilungsdirektor, Urkundennr. 1249/1979, Datum: 30.4.1979. Der Abbruchschein der Halle hat die Nr. 659/79 und ist auf den 23.10.1979 datiert. Er lautet: Abbruch des Torgebäudes und der Halle der Saargefei durch die Firma Müller St. Wendel. Interessant hierbei ist, dass der Abbruchschein auch den Abriss eines weiteren, fast historischen Bauwerks beinhaltet. Es handelt sich um den Abbruch eines Ökonomiegebäudes mit Scheuer und Stall in der Hohlstraße 23. Im Neunkircher Bannbuch von 1740 wurde an dieser Stelle bereits ein Haus mit Stall erwähnt, es handelt sich um das Haus der Sippe Leibenguth (Hohle Schorche Eugen). Beide Gebäude wurden so um die selbe Zeit abgerissen. Der Abbruch der Saargefei ist also Ende 1979 bis Ende 1980 erfolgt. Die Masse wurde mit etwa 21600 cbm. angegeben. Das war das Ende des „geheimnisvollen“ Gebäudes nach einer relativ kurzen Standzeit. Zum Schluss der Beschreibung möchte ich noch erwähnen, dass ich bei meinen Nachforschungen im Stadtarchiv eine Werbeschrift vorfand, in der sieben Typen von Schweißmaschinen abgebildet sind. Alle wurden sie von der Saargefei entwickelt und gebaut. Gerd Meiser schreibt am 4.1.1999 in einem Artikel der SZ zwanzig Jahre nach der Schleifung der Halle, dass man Schweiß- und Erhitzmaschinen dort gebaut habe. Er erwähnt weiter die Post, eine Kantine und den ersten Selbstbedienungsladen in Neunkirchen, wie schon ausführlich beschrieben. Worauf, wie er schreibt, auf ein besonderes Ambiente und übersichtliche Regale verzichtet wurde. Die Hauptsache man konnte billig anbieten. Zum Ende meint er, spielt das Gebäude weiter Rumpelstilzchen: „Ach wie gut das niemand weiß, das ich……“ Ich glaube, dass nach diesen Nachforschungen das Rätsel des Gebäudes weitgehend gelöst ist und das Wort geheimnisvoll nicht mehr zutrifft. Zwei Jahre vor dem Ankauf und Abriss der Saargefei, im Mai 1979 kaufte die Stadt schon die Häuser in der Stummstraße und Königstraße. Am 14.9.1977 stand in der SZ folgender Artikel. Ein Schritt zur Sanierung. Neunkirchen. Im Verwaltungsgebäude der NE AG unterzeichneten der Vorstandsvorsitzende Dr. Rolf Müller und Arbeitsdirektor Hans Rehhahn für das Werk, sowie OB Peter Neuber für die Kreisstadt gestern den notariellen Grundstückskaufvertrag, nachdem das NE der Stadt vorbehaltlich der Zustimmung der wechselseitig zuständigen Beschlussgremien in der Unterstadt Grundstücks- und Gebäudeflächen an der Stumm- und Königstraße in der Gesamtgröße von 4000 qm veräußert. Die Flächen werden im Rahmen des förmlich festgelegten Sanierungsgebietes Unterstadt benötigt, um die Anbindung der Westspange an die Stummstraße und Saarbrückerstraße zu realisieren. Durch den Ankauf der Häuser in der Stummstraße hat sich die Stadt verpflichtet, die bestehenden Mietverträge, in den Häusern 2a bis 8 zu übernehmen, die bis 1978-1979 laufen. Erst danach kann mit dem Abriss begonnen werden, so dass sich in nächster Zeit noch nichts am Stadtbild ändern wird. Die Stumm AG baute die Häuser in der Stummstraße zwischen 1882-1906 als Wohngebäude, zum Teil für Direktoren. Nach 1945 wurde das Haus 2a als Bürogebäude (Betriebsrat und andere Abteilungen) genutzt. Nach dem Umzug der Büros ins zentrale Verwaltungsgebäude im Park, wurde es gewerblich vermietet. Auch die übrigen Gebäude wurden nach einer Renovierung als Büros und Geschäftsräume vermietet. Das Haus Nr.2 gehörte der Saarindustriebank, wie die Saargefei eine Tochter der Stumm AG und ging nach dem Verkauf der Bank an die Nachfolger, in die Röchlingbank über. Über die Zukunft des Eckhauses ist noch keine Entscheidung gefällt. Es steht heute noch und dient mit den Hochöfen zusammen als Orientierungspunkt für das Gewesene. Die Häuser in der Königstraße, die ebenfalls Gegenstand des Vertrages sind, entstanden in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts als Arbeiterwohnungen. Sie sind größtenteils bereits geräumt. Mitveräußert sind auch die auf dem Kaufgrundstück stehende Lehrwerkstatt und die Modellschreinerei mit Schreiner- und Zimmererwerkstatt des NE. Die Stadt stellt dieses Gelände und Gebäude dem NE jedoch künftig zur Verfügung und verpflichtet sich die Gebäude vor dem 31.12.1979 nicht abzubrechen. Das NE hat neuerlich durch seine bevollmächtigten Vertreter bekräftigt, dass es seine Ausbildungskapazität in Neunkirchen erhalten und spätestens bis zum genannten Zeitpunkt eine andere räumliche Lösung zu finden. Folglich wurde die neue Lehrwerkstatt etwa 1979-80 im Park erbaut. Durch den Verkauf und Abbruch der genannten Häuser hat sich das Stadtbild wesentlich geändert und die Voraussetzung zum Bau des Einkaufs-Center wurde geschaffen. Quellen: Die Fotos und techn. Zeichnungen aus beiden Teilen dieses Berichtes sind: – aus der Sammlung von Lothar Spengler – dem Archiv Schwenk (Quelle: Karl Höfner). |
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von Lothar Spengler
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