Liebe Leserinnen und Leser, aus aktuellem Anlaß verschieben wir den 2. Teil der Geschichte „Die Polizei Neunkirchen in den ersten Nachkriegsjahren“ auf die nächste Ausgabe vom „es Heftche“. Wir bitten um Ihr Verständnis. | |||||||||||||||||||||||||||||||
Die Zeit nach dem ersten Weltkrieg im Saargebiet | |||||||||||||||||||||||||||||||
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Der Weltkrieg 1914/18 endete mit dem Waffenstillstand am 11. November
1918. Am 28. Juni 1919 wurde der Versailler Vertrag unterzeichnet.
Darin ist die Abtrennung des Saargebietes von Deutschland vorgesehen.
Das Revier wird dem Völkerbund unterstellt und ab 1920 von einer
internationalen Regierungskommission verwaltet. Das Saargebiet kommt für 15 Jahre an den Völkerbund, der es durch eine von ihm zu ernennde Regierungskommission verwalten läßt. Die vom Völkerbund ernannte Regierungskommission trat ihr Amt am 26. Februar 1920 an. Die beiden ersten Absätze der „Proklamation der Regierungskommission des Saargebietes anläßlich ihres Dienstantritts“, lauten wie folgt: An die Bewohner des Saargebietes! Kraft des Friedensvertrages von Versailles tritt die Regierungskommission am heutigen Tag ihr hohes Amt an. Im Namen des Völkerbundes, der sie eingesetzt hat, wird sie das Gebiet des Saarbeckens verwalten und da selbst die gleiche Regierungsgewalt ausüben, welche dem Deutschen Reiche, Preußen und Bayern zustand. Die Regierungskommission ist fest entschlossen, die Bestimmungen des Verailler Vertrages genauestens auszuführen, aber auch von jedermann befolgen zu lassen, und zwar sowohl dem Buchstaben, wie dem Gesetze nach. Sie erachtet es zunächst als ihre Pflicht, sich das Vertrauen der Bevölkerung, deren Geschicke in ihre Hände gelegt sind, zu verdienen. ff. Geschehen zu Saarbrücken, den 26. Februar 1920 Im Namen der Regierungskommission: gez. V. Rault, Staatsrat Im weiteren Wortlaut wird betont, daß die Regierungskommission in der Ausübung des hohen, ihr übertragenen Amtes auf die rückhaltlose Mitwirkung der Bevölkerung zählt, deren materielles Wohlergehen vielfach von ihrem ruhigen Verhalten und dem an den Tag gelegten guten Willen abhängen wird. Der weitere Text ließ auf ein einigermaßen normales Leben der Bevölkerung im Saargebiet hoffen. Viele Verordnungen und Bestimmungen erschwerten das Leben immer mehr. Noch bis in den Dezember 1934 gab es Verbote und Einschränkungen, die sich für die Saarbevölkerung hinsichtlich ihrer Bindungen an das Deutsche Reich immer schwieriger gestalteten und ungünstiger auswirkten. Der Tag der Abstimmung, auf den 13. Januar 1935 festgesetzt, rückte näher. 1933 haben sich die deutschen Parteien im Saarland zur „Deutschen Front“ zusammengeschlossen. Der Abstimmungskampf begann. An dem denkwürdigen 13. Januar 1935 entschied sich das Saarvolk mit 90,73% für die Rückkehr zu Deutschland. Noch in der Nacht zum 14. Januar schickte der Präsident der Abstimmungskommission, Herr Rohde, ein Telegramm an den Völkerbund in Genf. Am 15. Januar teilte Herr Rohde um 815 Uhr über das Radio mit, daß das unter Oberaufsicht der Abstimmungskommission festgestellte Ergebnis der Stimmenzählung bereits nach Genf übermittelt ist. Dann werden die Zahlen einzeln für die 83 Abstimmungsbezirke bekanntgegeben. Jetzt überstürzen sich die Ereignisse. Der Rat des Völkerbundes hat durch Beschluß vom 17. Januar 1935 den Zeitpunkt der Wiedereinsetzung Deutschlands in die Regierung des Saarbeckengebietes gemäß dem am 28. Juni 1919 in Versailles unterzeichneten Friedensvertrages auf den 1. März 1935 festgesetzt. 65 Jahre danach die Zeit vom 13. Januar bis 1. März 1935 Noch am Abstimmungstag kam es in der Stadt zu spontanen Reaktionen; es war selbstverständlich, daß sich der Wille des größten Teiles der Saarbevölkerung in einem Bekenntnis zu Deutschland - nicht zu Hitler - aüßern würde. Schwarz gekleidete männliche Bewohner in Zylinder und mit Fackeln trugen den „Status Quo“ als Schneemann oder als Puppe durch die Straßen. An vielen Stellen in der Stadt wurde der „Status Quo“ symbolisch beerdigt. So z. B. am Eingang der kleinen, von der Hohlstraße abzweigenden Gasse „Fischkasten“. Schon in den Morgenstunden wurde dort ein Grabhügel aus Schnee errichtet. Von einer in der Nähe befindlichen Kippe für Friedhofsabfälle waren schnell einige Kränze und ein Kreuz besorgt. Ein benachbarter Maler beschriftete das Kreuz - und schon war der Wille der Menschen bekundet. Von vielen Reportern aus aller Welt wurde diese „Grabstätte eines verflossenen Systems“ festgehalten. Hier geht der Blick in die geschmückte Talstraße oberhalb der Büchel- und Lindenstraße (heute Brauereistraße). Das über die Straße gespannte Transparent trägt die Worte: „Glück auf mein Vaterland, für Dich mit Herz und Hand“. Diese Doppel-Postkarte wurde aus Anlaß der Feierlichkeiten zur Rückkehr des Saargebietes an Deutschland am Freitag, dem 1. März 1935 in vielen Exemplaren verschickt. Postkarte „Der Bahnhof im Befreiungsjahr 1935“. Neben dem großen Hoheitsadler auf dem Dach ging über die gesamte Länge des Mittelbaues ein Schriftband mit dem Text: „Nie treuer war die Saar als in der Stunde der Gefahr!“ Auf dem Vordach über dem Haupteingang war ein Transparent angebracht mit den Worten: „Strecke frei ins Vaterland“, geschmückt mit Symbolen der Eisenbahn. Das Haus Bahnhofstraße 50 mit der Metzgerei Adolf Schneider und der Gaststätte „Bürgerbräu“. Wie heute, war damals schon im rechten Ladenlokal das Tabakwarengeschäft Feldhäuser untergebracht. Die beiden leeren Schaufenster in der Hausmitte gehörten zu dem Schuhgeschäft der Geschw. Aron, die zu diesem Zeitpunkt Neunkirchen schon verlassen hatten. Die Außenreklame an der Hausfront war bereits entfernt. In den dahinter liegenden Räumen und darüber befinden sich heute die Betriebsräume der hiesigen Geschäftsstelle der „Saarbrücker Zeitung“. In dem Abstimmungskampf 1934/35 wurden neben 80 000 Plakaten auch 5 000 000 Briefverschlußmarken zu Propagandazwecken verteilt. Das Ergebnis der Volksabstimmung im Saargebiet am 13. Januar 1935. Nach der amtlichen Veröffentlichung des Generalsekretärs des Völkerbundes.
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