Historischer Verein
Stadt Neunkirchen e.V.

Historischer Verein Stadt Neunkirchen e.V.

 

Deutsch-französischer Krieg 1870-71
und die Auswirkungen auf Neunkirchen
von Gerd Arnold
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Feldbäckerei am Bahnhof unterhalb der Häuser
der Kuchenbergstraße Quelle: Archiv Schwenk

2. Standort des Obelisk auf dem Unteren Markt
Quelle: Archiv Schwenk

Diese Aufnahme mit verwundeten Soldaten entstand vor dem Hintergrund des sogenannten Schweizerhauses (im Stumm’schen Park). Links Frau Stumm, geb. Böcking. Quelle: Neunkirchen damals, KKV Unitas Neunkirchen, 1983

Quellen:
Generalstabswerk von Moltke
Memoiren – Erinnerungen des frz. Marschalls Canrobert
Saarbrücker Kriegschronik
Archiv Arnold

Spurensuche in Neunkirchen
Was spielte sich im Laufe des Krieges 1870/71 im Raume Neunkirchen ab?
In den ersten Tagen herrschte in Neunkirchen eine gedrückte Stimmung, hatten doch die Franzosen Anfang August für eine paar Tage Teile von Saarbrücken besetzt.
Zahlreiche deutsche Truppenverbände marschierten auf und rückten vom 5. auf den 6. August aus dem Raum Neunkirchen – Zweibrücken Richtung Saarbrücken vor, Infanterie und Artillerie per Bahn, Kavallerie über die Landstraßen zum vorläufigen Zielgebiet. In Neunkirchen hatte man eine Feldbäckerei errichtet. Rinderherden wurden herangeschafft, um die Truppen mit Fleisch zu versorgen.
Die Eisenbahndirektion hatte für einige Tage ab dem 2. August ihren Sitz nach Neunkirchen verlegt.
Neben dem Stumm’schen Lazarett (das spätere Viktoriahospital oder Hüttenkrankenhaus) und dem Knappschaftslazarett wurden Hilfslazarette am Ziehwald (in einem Schlafhaus) und in Niederneunkirchen eingerichtet, die nach den Kämpfen bei Spichern und Metz die Verwundeten aufnahmen. Auch richtete Frau Ida Stumm im Herrenhaus unter ihrer Leitung ein Lazarett zur Pflege Verwundeter ein.
Der Oberbefehlshaber der II. deutschen Armee hatte sein Hauptquartier am 6. August von Heidelberg nach Homburg verlegt. Während der Schlacht war es also weitab vom Geschehen. Am 8. August rückte auch das Große Hauptquartier mit König Wilhelm I., Reichskanzler Bismarck, Kriegsminister von Roon, Feldmarschall von Moltke und dem Großen Heeresstab dorthin nach. Aber da waren die Schlachten bei Spichern und auch die bei Woerth im Elsaß längst geschlagen.
Carl-Ferdinand Stumm nahm als Führer einer Schwadron des 7. Reserve-Ulanen Regiments am Krieg gegen Frankreich teil.
Im Laufe des 6. August wurden die ersten Verwundeten, auch französische, eingebracht und hier versorgt. Im Laufe des Jahres mehrten sich diese und mancher Krieger verstarb in den Lazaretten. Auf dem katholischen und auch auf dem evangelischen Friedhof in Neunkirchen und auf manchem Friedhof der Umgebung zeugten lange noch Grabsteine von den Menschenopfern beider Seiten.
Nach dem Feldzug, der 7 Monate dauerte, kehrten die Sieger heim. Im Frühjahr 1871 erfolgte der Durchzug der Truppen auch durch Neunkirchen. In Sonderzügen durchreisende hohe Persönlichkeiten wurden auch in Neunkirchen entsprechend gefeiert, am 8. März Reichkanzler Fürst Otto von Bismarck und am 15. des Monats der neue deutsche Kaiser Wilhelm I mit seinem Gefolge worunter sich auch Kronprinz Friedrich (der spätere 100-Tage-Kaiser Friedrich III.) und Graf Moltke befanden. Am 13. August 1871 veranstaltete die Gemeinde Neunkirchen für 320 ehemalige Soldaten ein Festessen. Am 25. 10. 1874 wurde als Geschenk des vaterländischen Frauenvereins ein Denkmal in Form eines Obelisk mit den Namen der Gefallenen aus Neunkirchen eingeweiht. Dieses steinerne Zeugnis, des öfteren hin- und her geschoben, hier- und dorthin verfrachtet, ist eines der letzten Relikte des Krieges von 1870/71 in unserer Gegend. Sein erster Standort war am oberen Ende der Stummstraße zwischen Christuskirche und Drogerie Ohm.
Seine einzelnen Standorte seither:
1874 – 1898 Stummstraße
1898 – 1938 Unterer Markt
1938 – 1961 Kath. Friedhof Schlossstrasse
1961 – 1983 Hauptfriedhof Scheib vor der Leichenhalle seit 25. 11. 1983 Unterer Markt.
In Erinnerung an das Kriegsgeschehen und die Akteure dieses Krieges wurden in der Folge einige Örtlichkeiten umbenannt:
Sedanstraße (heute Sämannstr.)
Spichernstraße (heute Spielmannstr.)
Moltkestraße (heute Mendelssohnstr.)
Bismarckstraße (heute Röntgenstr.)
Roonstraße (heute Knappschaftsstr.)
Manteuffelstraße (heute Thomas-Mann-Str.)
Kronprinzenstraße (heute Parallelstr.)
Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem Oberen Markt
Sedanswiese im Landertal
Längst ist Gras über die Gräber der Toten gewachsen, grünes und sinnbildliches. Oft denke ich, wenn ich mein Auto am Unteren Markt parke: „Denk mal, ein Denkmal“, auch wenn es des öfteren von Schmierfinken geschändet wird.

von Gerd Arnold

„Neunkirchen - die Veränderung“
Film-Vortrag vom „Historischen Verein Stadt Neunkirchen“


Am 5. Dezember ist es wieder so weit. Nach dem Rekord-Besucherandrang am 7. November, an dem der „Eiserne - und zugleich älteste - Film aus der Geschichte des Neunkircher Eisenwerkes gezeigt wurde, kommt nun ein weiterer Film, wenn auch jüngeren Datums, aus der Neunkircher Geschichte zur Vorführung.
Der Film „Neunkirchen - die Veränderung“, von Hans-Günter Ludwig wird beim monatlichen Treffen des Vereins, um 19.00 in der Irrgartenstraße 18, gezeigt.
In dem Zeitdokument wird deutlich wie unsere Stadt an der markantesten Stelle ihr Gesicht verändert hat. Aber nicht nur die Optik wurde durch den Bau des Saarpark-Centers aufgewertet, sondern auch das Wirtschafts- und Geschäftsleben in Neunkirchen wurden auf neue Gleise gebracht.
Nicht alle Geschäftsleute im Neunkircher Stadtbereich und in den Stadtteilen sahen der Eröffnung des neuen Vorzeigeobjektes für das ganze Saarland, mit freudiger Erwartung entgegen. Die Einkaufsmeile fand eine neue Konzentration. Wo bis zum 29. Juli 1982 noch das Eisen „gekocht“ wurde, konnte am 13. Oktober 1987 der erste Spatenstich gemacht werden. Am 6.11.1987 war die Grundsteinlegung, das Richtfestzeremoniell am 7. Oktober 1988 und am 31.8.1989 die Eröffnung des neuen Herzstück´s unserer Stadt.
Am 27.10.1999 konnte die Erweiterung bis zu 120 Geschäfte und über 2400 Parkplätze gefeiert werden. Hans Günter Ludwig hat den Werdegang dieser Attraktion meisterhaft festgehalten. Nachdem die Voraussetzungen durch die Stadt geschaffen waren und die Planung durch die Center-Verwaltung, die Architekten und Ingenieure abgeschlossen war, sorgte die Geräusche-Kulisse von Bagger, Rammen, Baukränen und Pickhämmer für eine neue Akustik rund um die stehen gebliebene Hochöfen. Der Verlauf der Vorbereitungen, der Baumaßnahmen und das emsige Arbeiten aller Gewerke werden beim Betrachten des Films über „die Veränderung Neunkirchens“ wieder aufleben. Gäste sind wie immer willkommen. Der Eintritt ist frei.