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Feldbäckerei am Bahnhof unterhalb der Häuser der Kuchenbergstraße Quelle: Archiv Schwenk
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2. Standort des Obelisk auf dem Unteren Markt Quelle: Archiv Schwenk
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Diese Aufnahme mit verwundeten Soldaten entstand vor dem Hintergrund des sogenannten Schweizerhauses (im Stumm’schen Park). Links Frau Stumm, geb. Böcking. Quelle: Neunkirchen damals, KKV Unitas Neunkirchen, 1983
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Quellen: Generalstabswerk von Moltke Memoiren – Erinnerungen des frz. Marschalls Canrobert Saarbrücker Kriegschronik Archiv Arnold |
Spurensuche in Neunkirchen
Was spielte sich im Laufe des Krieges 1870/71 im Raume Neunkirchen ab?
In den ersten Tagen herrschte in Neunkirchen eine gedrückte Stimmung, hatten doch die Franzosen Anfang August für eine paar Tage Teile von Saarbrücken besetzt.
Zahlreiche deutsche Truppenverbände marschierten auf und rückten vom 5. auf den 6. August aus dem Raum Neunkirchen – Zweibrücken Richtung Saarbrücken vor, Infanterie und Artillerie per Bahn, Kavallerie über die Landstraßen zum vorläufigen Zielgebiet. In Neunkirchen hatte man eine Feldbäckerei errichtet. Rinderherden wurden herangeschafft, um die Truppen mit Fleisch zu versorgen.
Die Eisenbahndirektion hatte für einige Tage ab dem 2. August ihren Sitz nach Neunkirchen verlegt.
Neben dem Stumm’schen Lazarett (das spätere Viktoriahospital oder Hüttenkrankenhaus) und dem Knappschaftslazarett wurden Hilfslazarette am Ziehwald (in einem Schlafhaus) und in Niederneunkirchen eingerichtet, die nach den Kämpfen bei Spichern und Metz die Verwundeten aufnahmen. Auch richtete Frau Ida Stumm im Herrenhaus unter ihrer Leitung ein Lazarett zur Pflege Verwundeter ein.
Der Oberbefehlshaber der II. deutschen Armee hatte sein Hauptquartier am 6. August von Heidelberg nach Homburg verlegt. Während der Schlacht war es also weitab vom Geschehen. Am 8. August rückte auch das Große Hauptquartier mit König Wilhelm I., Reichskanzler Bismarck, Kriegsminister von Roon, Feldmarschall von Moltke und dem Großen Heeresstab dorthin nach. Aber da waren die Schlachten bei Spichern und auch die bei Woerth im Elsaß längst geschlagen.
Carl-Ferdinand Stumm nahm als Führer einer Schwadron des 7. Reserve-Ulanen Regiments am Krieg gegen Frankreich teil.
Im Laufe des 6. August wurden die ersten Verwundeten, auch französische, eingebracht und hier versorgt. Im Laufe des Jahres mehrten sich diese und mancher Krieger verstarb in den Lazaretten. Auf dem katholischen und auch auf dem evangelischen Friedhof in Neunkirchen und auf manchem Friedhof der Umgebung zeugten lange noch Grabsteine von den Menschenopfern beider Seiten.
Nach dem Feldzug, der 7 Monate dauerte, kehrten die Sieger heim. Im Frühjahr 1871 erfolgte der Durchzug der Truppen auch durch Neunkirchen. In Sonderzügen durchreisende hohe Persönlichkeiten wurden auch in Neunkirchen entsprechend gefeiert, am 8. März Reichkanzler Fürst Otto von Bismarck und am 15. des Monats der neue deutsche Kaiser Wilhelm I mit seinem Gefolge worunter sich auch Kronprinz Friedrich (der spätere 100-Tage-Kaiser Friedrich III.) und Graf Moltke befanden. Am 13. August 1871 veranstaltete die Gemeinde Neunkirchen für 320 ehemalige Soldaten ein Festessen. Am 25. 10. 1874 wurde als Geschenk des vaterländischen Frauenvereins ein Denkmal in Form eines Obelisk mit den Namen der Gefallenen aus Neunkirchen eingeweiht. Dieses steinerne Zeugnis, des öfteren hin- und her geschoben, hier- und dorthin verfrachtet, ist eines der letzten Relikte des Krieges von 1870/71 in unserer Gegend. Sein erster Standort war am oberen Ende der Stummstraße zwischen Christuskirche und Drogerie Ohm.
Seine einzelnen Standorte seither:
1874 – 1898 Stummstraße
1898 – 1938 Unterer Markt
1938 – 1961 Kath. Friedhof Schlossstrasse
1961 – 1983 Hauptfriedhof Scheib vor der Leichenhalle seit 25. 11. 1983 Unterer Markt.
In Erinnerung an das Kriegsgeschehen und die Akteure dieses Krieges wurden in der Folge einige Örtlichkeiten umbenannt:
Sedanstraße (heute Sämannstr.)
Spichernstraße (heute Spielmannstr.)
Moltkestraße (heute Mendelssohnstr.)
Bismarckstraße (heute Röntgenstr.)
Roonstraße (heute Knappschaftsstr.)
Manteuffelstraße (heute Thomas-Mann-Str.)
Kronprinzenstraße (heute Parallelstr.)
Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem Oberen Markt
Sedanswiese im Landertal
Längst ist Gras über die Gräber der Toten gewachsen, grünes und sinnbildliches. Oft denke ich, wenn ich mein Auto am Unteren Markt parke: „Denk mal, ein Denkmal“, auch wenn es des öfteren von Schmierfinken geschändet wird.