Historischer Verein
Stadt Neunkirchen e.V.

Historischer Verein Stadt Neunkirchen e.V.



Es begann eigentlich schon 1881
Die Geschichte der Scheibschule Neunkirchen
von Wolfgang Melnyk - 1. Teil

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Die Scheibschule im Rohbau

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Die Scheibschule nach einem
Bombenangriff

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Scheibschule mit oberem Schulhof

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Die Scheibschule vor 1957

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Ein Klassenfoto von 1933 mit Lehrer Schäfer
Viele Jahrhunderte lebten die Menschen in unserem Raum ohne jede Schulbildung dahin. Mönche und Pfarrer vermittelten die einzige systematische Unterweisung. Weistümer schufen geringe Kenntnisse im rechts- und Staatssystem. Erst im beginnenden 18. Jahrhundert entstand an der Saar ein notdürftiges Schulwesen.

Die ersten Nachrichten von einer Schule in Neunkirchen liegen aus dem Jahr 1707 vor. Damals war der Meyer und Gerichtsschöffe Johann Philipp Jüngel auch Schulmeister an der hiesigen Winterschule. Jüngel war ein Pfarrerssohn aus Mettweiler. Die Winterschule begann an Martini, dem 11. November und endete Mitte März. Im Sommer wurden die Kinder in der elterlichen Landwirtschaft bei leichteren Arbeiten benötigt. Von 1710 bis 1722 wird ein Christoph Cannstädter als Schulmeister in Neunkirchen genannt. Über dessen beiden Nachfolger Georg Christoph Dürrfeld (1723 bis 1739) und Georg Wilhelm Burg (1732 bis 1734) entstand ein umfangreiches Aktenstück. Bernhard Krajewski schreibt hierüber in seinen „Heimatkundlichen Plaudereien Heft Seite 37 bis 39.
Dürrfeld, der 1707 aus Ramstadt bei Darmstadt nach Ottweiler gekommen war, wo er bis 1723 an der dortigen Schule unterrichtete, übernahm 1723 als Schulpräzeptor die Winterschule in Neunkirchen. Seine Aufgabe war nach den Akten zitiert, die ihm anvertraute Schuljugend durch die Gnade Gottes mit Fleiß und aller Treue im Beten, Lesen, Singen, Schreiben und Rechnen zu unterweisen, desgleichen sie zu wahrer Gottesfurcht und Erweisung eines rechtschaffenen Christentums nicht nur sorgfältig anzuführen sondern auch selbstens mit gutem Exemple ihnen sowohl als allen Menschen vorzuleuchten.
Er soll also nicht nur die Kinder in den Grundkenntnissen unterrichten, sondern diesen und dem Dorf ein lebendiges Beispiel christlicher Lehre sein. Ferner hatte er die Aufgabe in der Kirche die Orgel zu schlagen und vorzusingen. Der Lehrer war zugleich Kantor und Organist. Für seine Arbeit erhielt er eine Vergütung bestehend aus Geld und Naturalien, wie aus nachstehender Spezifikation der Neunkircher Schulbestallung, sowie sie Dürrfeld bezog, hervorgeht:
• an Korn, von gnädigster Herrschaft 2 Malter, von der Gemeinde aber noch 6 Malter.
• An Schulgeld, wenn es die Bauern ordentlich zahlen wollten, beiläufig ein Jahr in das andere gerechnet, 30fl (Gulden)
• An Wieswachs 5 Wagen Heu und ein paar Schlöggen Grummet
• An Gärten, 2 Grab-Gärten.
• An Holz von einem Kind ein Wagen wird schlecht geführt.
• An Akzidentien soll der Schullehrer von der Gemeinde ihren Brief haben, von der Hochzeit ein Maß Wein, ein Brot und ein Stück Fleisch wenn er nicht eingeladen wird. Ihm von einer großen Leiche einen halben Gulden von einer kleinen Leiche einen viertel Gulden. Ihm was bei der Kindtauf auf den Altar gelegt wird.
Mit diesen Einnahmen, die in keinem Jahre völlig eingingen, ernährte der Präzeptor Dürrfeld sich und seine zahlreiche Familie. Es war kein beneidenswertes Los in dem kleinen Bauerndorf Lehrer zu sein. Neunkirchen zählte 1707 insgesamt 215 Einwohner, darunter 155 Lutheraner, 7 Reformierte und 53 Katholiken. Ein solch kleines Bauerndorf konnte seine Lehrer nur armselig entlohnen. Neunkirchen gehörte damals zu den geringst besoldeten Schulstellen. Über das Schulhaus der Winterschule ist uns nur eine Aussage von Pfarrer Schwendler bekannt: Das einzige Schulhausstübgen vor eine starke Haußfamilie, geschweige vor 60 bis 70 Kinder, wenn sie kommen, ist viel zu eng, wenn nicht ganz verstumpfen und der Schulhalter nebst denen, die die Schule öfters besuchen müssen, nicht darüber erkranken sollen. Ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des Schulwesens in Neunkirchen war die Einweihung der ersten lutherischen Schule am 6. November 1741. Vermutlich stand das Schulgebäude neben der evangelischen Kirche auf dem Oberen Markt. Bereits zehn Jahre später wurde mit dem Bau der ersten katholischen Kirche auch eine einklassige katholische Schule eröffnet. Der Unterricht fand in einem angemieteten Zimmer mit sechs bis zehn Kindern statt. 1802 konnte das fürstliche Jägerhaus, ein baufälliges Haus am Hüttenberg, erworben und zum Schulhaus umgebaut werden. Im unteren Stock wurde ein Schulsaal und die Lehrerwohnung eingerichtet, im oberen Stock wohnte der Pfarrer.
Während die Zahl der Einwohner und damit auch die Zahl der Schulkinder in Neunkirchen im 18. Jahrhundert stetig anstieg, sank die Zahl Schulkinder im beginnenden 19. Jahrhundert wieder. Die Krisenzeit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bedingte auch einen Stillstand – teilweise sogar einen Rückgang - in der Entwicklung des Schulwesens in Neunkirchen. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts trat jedoch eine stürmische Aufwärtsentwicklung der Bevölkerungszahlen ein. Damit stieg auch der Bedarf an Schulkapazitäten rasant an.
Nach der Statistik der Bürgermeisterei Neunkirchen von Georg Bärsch aus dem Jahre 1849 gab es im Bereich der Bürgermeisterei Neunkirchen sechs Schulen. Drei Schulen in Neunkirchen, zwei in Spiesen und eine in Wellesweiler.
An den Schulhausneubauten kann man die Siedlungsgeschichte Neunkirchens ablesen.
1854 wurde die Schlossschule erbaut und 1868, und 1872 erweitert.
1859 Gerichtsschule, (Marienstraße)
1866 Victoriaschule
1876 Schule Heinitz
1881 Schule Zweibrücker Straße
1887 Schule Wellesweiler
1890 Schule Langenstrich
1894 Schule Falkenstraße
1900 Schule Jägerstraße
1905 Schule Bachstraße
1906 Schule Friedrichstraße
1907 Schule Kohlhof
1912 Schlawerieschule
Ende des 1. Teils
Quelle: Fotos Raber/Schwenk
Wolfgang Melnyk