Eine Fundgrube für Familienforscher (Artikel SZ Redaktion (Elke Jacobi) - Saarbrücker Zeitung 17.06.2024) Alle 12 000 Personen, die vor 1800 in Neunkirchen lebten, in einem Buch. Eswar eine Mammutaufgabe, die alles in allem vor fast 20 Jahren begann. NEUNKIRCHEN Die ersten Exemplare des Werkes sind schon verkauft. Wie die Vorsitzende des Historischen Vereins Stadt Neunkirchen (HVSN),Marie-Luise Becker, erzählt, gingen die beiden Bände mit zusammen fast 1000 Seiten bis nach Trier und in den Odenwald. 20 Exemplare insgesamt schon kurz nach Erscheinen. Auch die Benediktinerabtei in Tholey hat welche gekauft. Schließlich ist das „Ortsfamilienbuch Neunkirchen vor 1800“ eine Fundgrube für alle Familienforscher. „Es ist dies das erste Buch seiner Art seit fast 100 Jahren“, erklärt Markus Wälder von der Arbeitsgruppe Familienforschung bei Buchvorstellung für die SZ in den Räumen des HVSN in der Wellesweiler Straße. Zu verdanken ist die Fleißarbeit vor allem Brigitte Schubert. Doch die will die Lorbeeren für ihr Lebenswerk keineswegs alleine ernten.Ohne den computerkundigen Kollegen Rolf Born hätte sie das nicht geschafft, ist sie sicher. Und auch nicht ohne Wolfgang Thomas, der nach dem Tod Borns im vergangenen Jahr übernahm. Der Hauptverdienst aber gebührt ganz klar Schubert, das betont Wälder ebenso vehement wie die Vorsitzende der Genealogie-Gruppe des HVSN, Hiltrud Müller. Der allererste Ursprung liegt im Jahr 2004. Damals gründete sich die Arbeitsgruppe Familienforschung und begann mit dem Projekt Familienbuch. Unter Zuhilfenahme des Stadtarchivs und weiterer Quellen begannen die Forscher, alle Neunkircher Bürger zu erfassen. Stück für Stück. Und ab 1800. 137 000 Personen und 59 000 Familien sind das inzwischen, sagt Müller. Tendenz natürlich steigend.Brigitte Schubert aber merkte schon früh: Sie wollte etwas anderes. „Ich habe schnell festgestellt, dass mein Interesse nicht der modernen Zeit galt, als Neunkirchen zur großen Stadt wurde, sondern ich wollte gerne zu den Anfängen gehen.“ Und so hat sie sich 2005 quasi abgespalten und sich aufgemacht, Quellen zu finden: Kirchenbücher, Steuerlisten. Auch das 150 Jahre alte Buch eines Autors namens Fürst über die Einwohner im Oberamt Ottweiler leistete ihr gute Dienste. 126 Quellen insgesamt hat Schubert zurate gezogen. „Es ließ mich einfach nicht mehr los“, sagt sie im Rückblick. Alles, was sie zu den jeweiligen Namen fand, hat sie notiert, hat geguckt, wo findet sich der Name wieder. |
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(Bild von Elke Jacobi) Insgesamt 12 000 Personen, die vor 1800 in Neunkirchen gelebt haben, hat Schubert erfasst. Das sind 2800 Familien. Ihre Daten von der Geburt bis zum Tod, ihr Beruf, ihre Kinder sind in alphabetischer Reihenfolge vermerkt. Auch einige N.N. gibt es. Menschen, die auftauchen, ber deren Namen nicht zu eruieren war. Übrigens geht die Suche immer vom aktuellsten Datum aus, also rückwärts vom Tod bis zur Geburt. Am allerbesten aber ist der Start mit der Eheschließung. Denn da, sagt Wälder, fängt ja die Familie an. „Als ich mit der Arbeit angefangen habe“, sagt Schubert, die alle Daten säuberlich erfasst hat, „habe ich festgestellt, dass ich das systematischer machen muss.“ Und da kam Born ins Spiel. Mitglied im Verein und versiert am Computer. Schwierig wurde es – wie so vieles – als Corona kam. Da ging erst mal nichts weiter. Und auch die Treffen mit Born, der vom Niederrhein extra hierherkam – konnten nicht stattfinden. Dann starb Born und die große Frage war, wie es nun weitergeht. Schließlich hatte der alle von Schubert erfassten Daten auf seinem Rechner. Da kam Thomas ins Spiel. Der nahm Kontakt zu Borns Erben auf, die stellten die Daten zur Verfügung. Auch die technischen Probleme – erst einmal fehlten einige 100 Datensätze – wurden aber schließlich gemeistert und das Buch konnte in Druck gehen. Damit ist es im Grunde das erste Familienbuch Neunkirchens, sagt Wälder. Denn der Vorgänger von 1939 war nie vollständig und ist auch überholt. Das neue „Familienbuch Neunkirchen“ hat zwei Bände zu jeweils über 400 Seiten. Band eins behandelt die Namen von A bis K, Band zwei dann ab L bis Z. Neben den Namen gibt es im ersten Band auch eine Einleitung, die viele Hinweise gibt zu den sozialen und wirtschaftlichen Hintergründen.„Wie hat es hier ausgesehen, wie waren die Lebensumstände, das macht das Bild erst vollständig“, sagt Thomas. „Die gute alte Zeit war gar nicht so gut“, ergänzt Wälder. Die erste Auflage liegt bei 75 Stück, aber, da ist sich Becker sicher: Es muss schnell nachgedruckt werden. Denn die Nachfrage ist groß. Ein Einzelband kostet 24,80 Euro.
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