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Geschichte des Hofgutes Menschenhaus | ||||
Chronik des Waldbauerngeschlechtes der Familie Mensch | ||||
von Holda Schulten | ||||
Damals hieß die Parzelle, auf der dieser Hof und ab 1905 dieses Ausflugslokal –und in der Folge Restaurant, Hotel, Tanzcafe- gelegen sind, „Am Faulenberg“ bzw. „Am Füllenberg“. Beides sind Flurnamen, wie aus den Grenzbeschreibungen der Gemeinde Spiesen, auf deren Bann der Faulenberg lag, aus dem Jahre 1538 hervorgeht. In Menschenhaus stehen wir an einer 6-Dörfer-Ecke. Die Banne von Neunkirchen, Kohlhof, Limbach, Rohrbach, Kirkel und Spiesen stoßen hier zusammen und demzufolge durchzieht ein Geflecht von Wegen den Wald. Diese Tatsache ist allerdings für die Gründung des Hofgutes Menschenhaus ohne Bedeutung gewesen. Wohl aber die geschichtliche Tatsache, dass über den Faulenberg die ehemalige Grenze zwischen Preußen und der bayerischen Pfalz verlief bzw. vorher die Grenze zwischen Zweibrücker Herrschaft und der von Nassau-Saarbrücken. Lange Zeit lagen die Wiesen von Menschenhaus auf bayerischem und die Äcker auf preußischem Boden. Diese Grenze ist übrigens recht alt, sie ist in der Tilemann-Stella-Karte von 1564 aufgezeichnet, und die Grenzsteine dieser Trennung stehen teilweise heute noch. Allerdings ist auf den Grenzsteinen das Jahr 1756 vermerkt, das Jahr der letzten Grenzvermessung. Entlang dieser späteren preußisch-bayerischen Grenze hatten die Grafen und späteren Fürsten von Nassau-Saarbrücken einen hohen Wildzaun errichten lassen, um das Entweichen der Hirsche und Rehe zu verhindern. Als leidenschaftliche Jäger waren die Fürsten der damaligen Zeit ängstlich darauf bedacht, ihren Wildbestand nicht nur gegen die vor Hunger wildernden Bauern, sondern auch gegen das Übertreten des Wildes auf einen anderen Hoheitsbereich zu schützen. An der Straße von Neunkirchen nach Kirkel hatte das Wildgatter am Faulenberg ein Tor, das von einem Falttorknecht bewacht und geschlossen wurde. Im Jahre 1754 übernahm ein Zimmermann namens Johann Nikolaus Mensch die Betreuung dieses Falttores und naturgemäß auch die Ausbesserung des kilometerlangen Wildzaunes, der hier durch ein sehr großes auch heute noch beachtlichen Waldgebietes führte. Zur Regierungszeit des Fürsten Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken-Ottweiler, eines Mannes, der sich nicht nur durch großen Kunstverstand, sondern auch durch die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung unserer Saarheimat auszeichnete, waren viele fremde Handwerker in der Gegend sesshaft gemacht worden. So auch der Zimmermann Mensch, geboren 1717 in Homberg (Glan), der aus Nahbollenbach bei Idar-Oberstein zuzog. Der Grund, weshalb es den Zimmermann Mensch an die Saar verschlug, war der vom Fürsten in Angriff genommene Bau eines Jagd- und Lustschlosses in Neunkirchen, des Barockschlosses „Jägersberg“. Da geeignete Handwerker in der Gegend rar waren, war der Zuzug aus anderen Regionen willkommen, und der Landesfürst bot den Tüchtigsten auch nach Beendigung des Schlossbaus weitere Arbeit an. So übernahm Nikolaus Mensch die Stelle des Hüters des Falttores am Faulenberg. Er richtete zunächst das zerfallene Torhaus wieder her, so dass es als einfache Behausung dienen konnte. Für seine verschiedenartigen Dienstleistungen erhielt er bald vom Fürsten die Erlaubnis, am Faulenberg eine größere Waldparzelle von ca. 22 Morgen zu roden und dort eine Bauernschaft einzurichten. Dieses neue Hof bestand aus Fachwerkhütten, einfachem Stall und einfacher Scheuer und war gegen Pachtzins in „Erbbestand“ gegeben. Dies bedeutete, dass auch die Nachkommen des Johann Nikolaus Mensch das gerodete Land gegen Entrichtung des Pachtzinses behalten und weiter vererben konnten. Allerdings durfte der Hof nicht geteilt werden, was der Wirtschaftlichkeit dienlich war. Der erste Name des neuen Hofes erscheint in den hiesigen Kirchenbüchern unter dem Taufregister als der „Neuhof auf dem Weitmesser“. Das Wort Weitmesser ist abzuleiten aus dem mittelhochdeutschen „Weid“ = Weide und dem „Mussea“ = Moos, bezeichnet also ein mit Weiden bestandenes Moos- und Sumpfgelände. Obwohl Johann Nikolaus Mensch Erbbestandsbauer war, blieb er der Sage nach vor landesherrlicher Willkür nicht verschont. Die nachfolgende Geschichte, die nicht authentisch , aber doch wahrscheinlich ist, gebe ich nach der Zeitschrift „Die Heimat“, dem Mitteilungsblatt des Heimat- und Verkehrsvereins Ottweiler, Nr. 1/1951, wieder. Sie trägt den Titel „Die Treibjagd bei Menschenhaus“. „Einst lebte auf dem Hofe im Kirkeler Wald ein Bauer namens Mensch. In mühsamer Arbeit hatte er aus dem Waldboden Ackerland gemacht und Korn gesät. Eines Tages arbeitete er auf dem Felde und freute sich auf die baldige Ernte. Da kam aus dem Wald ein großer, starker Hirsch gerannt und lief mitten durch sein Getreide. Bald kam der Fürst von Saarbrücken, der gerade auf seinem Schloss in Neunkirchen weilte, angesprengt und mit ihm eine Schar Jäger zu Pferde. Sie fragten den Bauern, wohin der Hirsch gelaufen sei. Aus Angst, die vielen Jäger würden sein Getreide zertrampeln, gab er eine falsche Richtung an. Diese merkten jedoch bald, dass der Mann sie hintergangen hatte. Sie kamen zurück und prügelten den Mann mit ihren Reitpeitschen durch dass er drei Tage lang im Bette liegen musste. Sein Getreide zertrampelten sie dennoch. Aber den Hirsch bekamen sie an diesem Tag nicht mehr“. Es kam die Revolution von 1789 in Frankreich. Während beim Einmarsch der französischen Revolutionstruppen in den Wäldern rund um Menschenhaus blutige Gefechte ausgetragen wurden, gelang dem letzten Fürsten von Nassau-Saarbrücken von seinem Neunkirchen Jagdschloss aus die Flucht. Es war das Jahr 1793, dasselbe Jahr, in dem der erste Waldhofbauer und Begründer von Menschenhaus starb, nachdem er bereits 1776 den Hof an seinen Sohn Johann abgetreten hatte. | ||||
Fortsetzung folgt Quellenangaben im nächsten Teil | ||||
Holda Schulten |