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Neunkirchen und seine Straßen | ||||||
Geschichte und Herkunft unserer Straßennamen
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von Armin Schlicker – Die Kuchenbergstraße – 1. Teil
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Straßennamen gibt es in Neunkirchen seit der 2. Hälfte des 19. Jh. Einzelne Straßen hatten schon bis zu fünf verschiedene Namen. Alleine an den Namen verschiedener Straßen kann man die Geschichte der Stadt und der Region nachvollziehen. Schlicker erwähnt zu jeder Straße alle früheren Namen, einschließlich volkstümlicher Bezeichnungen, ihre Lage und ihren Verlauf, gibt Auskunft zu ihrer Geschichte und zur Herkunft des Straßennamens, beschreibt in der Straße vorhandene öffentliche oder sonst bedeutsame Gebäude und Einrichtungen und gibt Informationen über Namensgeber und deren eventuelle Beziehungen zu Neunkirchen. Wir werden in zwangloser Reihenfolge einzelne Straßen und ihre Geschichte vorstellen, heute die Kuchenbergstraße. Der Verfasser ist für ergänzende Angaben von Lesern zu seinen Forschungen dankbar. Kuchenbergstraße Früher hieß die Straße auf Teilstrecken Kaiserstraße, Reichsstraße, Straße des 13. Januar, Wilhelmstraße, Wilhelmshagener Straße, Friedrichstraße, Neunkircher Straße, Binger Straße. Lage und Verlauf der Straße: Die Straße führt vom Hauptbahnhof Neunkirchen ins Zentrum des Stadtteils Wiebelskirchen. Es handelt sich um eine der längsten Straßen im Stadtgebiet. Entsprechend der Hausnummerierung beginnt die Straße an der Seitersbrücke über die Blies in der Ortsmitte von Wiebelskirchen und verläuft von dort nach Süden über den Kuchenberg bis zum Hauptbahnhof in Neunkirchen. Dabei liegt die Teilstrecke von der Seitersbrücke bis in Höhe Feldstraße auf Wiebelskircher, der Rest auf Neunkircher Bann. Informationen zum Namen und zur Geschichte der Straße: Der Name Kuchenbergstraße ist von einer Flurbezeichnung (um 1500 Gurenberg, ab 1550 Kuchenberg), die es in diesem Bereich gibt, abgeleitet. Bevor es seit Ende des 19. Jh. in Neunkirchen und in Wiebelskirchen offizielle Straßennamen gab, war die Straße auf Wiebelskircher Seite immer schon als Neunkircher Weg (1739) oder Neunkircher Chaussée (1767) bezeichnet worden. Auf dem Neunkircher Bann dagegen hieß die Straße Binger Straße, da sie in Richtung Bingen verläuft. Auf ihrer gesamten Länge war die Straße seit Beginn der Preußenzeit (1816) Provinzialstraße, sie war ein Teil der Verbindung von Saarbrücken nach Bingen. Das bedeutete, dass für ihren Unterhalt die Provinzregierung zuständig war. Vor 1896 schon hatte die Gemeinde Neunkirchen die Unterhaltung der einzigen ihr Gebiet berührenden Provinzialstraße, die Binger-Straße (heute Bahnhofstraße und ein Teil der Kuchenbergstraße), gegen eine jährliche Entschädigung von 2000 Mark übernommen. Diese Instandhaltungspflicht übernahm ab 1906 auch die Gemeinde Wiebelskirchen für ihren Teil der Straße gegen einen jährlichen Zuschuss von 3180 Mark. Auf einem Situationsplan von Neunkirchen aus dem Jahre 1890 wird der auf Neunkircher Bann liegende Teil der Straße schon Kuchenbergstraße genannt. Aus dem Teil der Binger Straße vom Bahnhof in Richtung Stadtmitte war zu diesem Zeitpunkt auch schon die Bahnhofstraße geworden. Der Bahnhof Neunkirchen war 1850 als zweiter Bahnhof im Bereich des heutigen Saarlandes 1850 erbaut worden. Auf der Wiebelskircher Seite ist die Sache komplizierter. Straßennamen wurden dort erst 1895 eingeführt. Im ganzen Ort gab es vorher Bezirke, die ohne weitere Nummerierung ein Finden von Anwesen ermöglichten. So wurde der in der Ortsmitte gelegene Teil der heutigen Kuchenbergstraße mit Seitenstraßen Seiters genannt und der in Richtung Neunkirchen liegende Straßenteil mit seinen Seitenstraßen Kuchenberg. Bei der Einführung der Straßennamen 1895 wurde die jetzige Kuchenbergstraße auf Wiebelskircher Seite in 4 Teilstrecken aufgeteilt. Der Abschnitt von der Seitersbrücke über die Blies bis zur Homburger Straße (jetzt Bexbacher Straße) wurde zunächst zu Ehren des Kaiserhauses Kaiserstraße genannt. Nach der Abdankung des Kaisers nach dem 1. Weltkrieg erhielt sie den Namen Reichsstraße. 1935, nach der Volksabstimmung und dem Wiederanschluss des Saargebietes an das Deutsche Reich, wurde sie zum Gedenken an den Abstimmungstag in Straße des 13. Januar umbenannt. Nach Ende des 2. Weltkrieges erhielt sie ihren alten Namen Reichsstraße zurück. Die Teilstrecke von der Homburger Straße bis zur Sedanstraße (heute Rembrandtstraße) hieß zu Ehren des Deutschen Kaisers zunächst Wilhelmstraße. 1935 wurde sie im Rahmen einer Partnerschaft mit einem Berliner Stadtteil Wilhelmshagener Straße genannt. Wilhelmshagen ist ein Stadtteil von Berlin (PLZ 12589). Am 20. Februar 1936 fasste der damalige Bürgermeister von Wiebelskirchen, J. Bromen, nach Beratung mit den Gemeinderäten den Beschluss, die Wilhelmstraße in Wilhelmshagener Straße umzubenennen. In der Saar- und Blieszeitung vom 19. März 1936 wurde dies „Mit sofortiger Wirkung wird die Wilhelmstraße in Wilhelmshagener Straße umbenannt“ bekannt gegeben. Nach der Rückgliederung des Saargebietes in das Deutsche Reich am 01. März 1935 hatte es verschiedenenorts von der Nazi-Führung geförderte Bestrebungen gegeben, das Saargebiet als reichszugehörig besonders herauszustellen z. B. durch Patenschaften. Zur gleichen Zeit war auch in Berlin-Wilhelmshagen eine Straße nach Wiebelskirchen benannt worden. Diesen Wiebelskircher Weg in Berlin, Bezirk Treptow-Köpenick (Rahnsdorf), gibt es auch heute noch. Aus den gleichen Gründen gibt es im Bezirk Spandau in Berlin auch einen Neunkircher Steig, und es gibt weitere nach saarländischen Städten benannte Straßen in Berlin. Auch die Wilhelmstraße erhielt 1945 zunächst ihren alten Namen zurück. |
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– Fortsetzung folgt –
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Armin Schlicker |