Chronik der Schulen von Neunkirchen und Wellesweiler
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2. Teil |
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Bericht von Werner Fried (+)
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Nun aber sei hier nur noch über die Entwicklung des Schulwesens in
Neunkirchen und Wellesweiler berichtet, das gleichzeitig in beiden
Gemeinden im Jahre 1707 seinen Anfang nahm. Beginnen will ich aber mit
der Wellesweiler Schulgeschichte, weil sie im Gegensatz zu Neunkirchen
im „Wellesweiler Heimatbuch“ und in der „Wellesweiler Schulchronik“ weit
besser und ausführlicher dokumentiert ist.
Nachweislich begann sie
im Jahre 1707 und erster Schulmeister war der Johann Philipp Jüngel, der
zugleich auch in Neunkirchen der erste Schulmeister war. Er übte seine
Lehrtätigkeit in Wellesweiler bis zum Jahre 1742 aus und ihm folgte 1743
der Josef Wilhelm Tobä, der in Wellesweiler zugleich Gerichtsschöffe
und Meyer, aber wohl doch nur Heymeyer war.
Zu Beginn seiner
Tätigkeit gab es in Wellesweiler etwa 12 Familien mit schätzungsweise 20
schulpflichtigen Kindern, die alle zusammen in einer Klasse
unterrichtet wurden.
Älter geworden, empfahl Tobä im Jahr 1771 seinen
Sohn Johann Michael als seinen Nachfolger, der ja im Schreiben, Rechnen
und Orgelschlagen ziemlich geübt sei, im Christentum wohl gut fundiert
und auch sonst wohl angesehen sei. Gelernt hatte dieser das wohl allein
von seinem Vater, denn eine Ausbildung als Lehrer gab es damals noch
nicht. Nach Überprüfung seiner Kenntnisse in Saarbrücken, wurde auch
Tobä jun. schließlich als Lehrer akzeptiert. Der Vater aber wollte seine
Stelle so schnell noch nicht aufgeben, und so kam es, dass sich Vater
und Sohn diese eine Lehrerstelle teilten und mit kärglich 80 Gulden
jährlich begnügen mussten. Erst nach dem Tod des Vaters im Jahre 1784
und dann bis 1805 war der Sohn im Vollbesitz dieser Lehrerstelle.
Wie
spärlich ihre Behausung war, geht aus einem, vom Vater 1743 erstellten
Inventarium hervor, und hier verkürzt wiedergegeben: Das eingeschossige
Wohnhaus und die Stallung befindet sich in schlechtem Zustand; die
Wohnstube ist gedielt aber nicht genagelt; Der Ofen ist aus
Eisenplatten, aber schlecht gesetzt. Die Fenster haben keine Laden; die
Stubenkammer ist nicht gedielt, und in ihr sei ihm schon alles verfault;
in ihrer Mauer sind Löcher, durch die man hindurch sehen kann; Der
Schornstein ist von Lehm; Der Stall neben dem Haus ist strohbedeckt, es
regnet überall durch das Dach, die Mauern sind eingeweicht; der Stall
hat auch keinen Boden, auf den man das Futter legen kann, usw.
Sicherlich
hat es für den nachfolgenden Schulmeister Peter Zimmer, 1805 bis 1841,
auch entsprechende Verbesserungen gegeben. Sein Nachfolger war von 1841
bis 1874 der Lehrer Gabriel Suttor. Ab 1857 gab es dann eine
zweiklassige Schule, mit den zusätzlichen Lehrern Wilhelm Hinkelmann
und Friedrich Hamme. Entsprechend dem Bevölkerungswachstum gab es nun
über Jahre hinweg eine ständige Aufwärtsentwicklung bis zum Jahre 1936
mit einer ganzjährigen siebenklassigen evangelischen Schule. Ich betone
hier das Wort „evangelisch“, weil es bis 1864 in Wellesweiler nur eine
ev. Schule gegeben hat, die auch von den kath. Kindern besucht wurde. Ab
1833 gingen aber deren obere Jahrgänge nach Neunkirchen zur kath.
Schule. Erst ab dem Jahr 1864 gab es in Wellesweiler auch eine kath.
einklassige Schule, die 1890 zweiklassig wurde und sich bis zum Jahr
1936 zu einer vierklassigen Schule entwickelt hatte. Beide Schulsysteme
wurden schließlich im Jahr 1937 zur Christlichen Gemeinschaftsschule
vereint. So blieb es dann bis zum Ende des 2. Weltkrieges. Über die
Folgezeit sei im Rahmen dieses Vortrags nicht berichtet.
Unterrichtet
wurde in Wellesweiler ganz am Anfang in dem schon beschriebenen kleinen
Schulhäuschen gegenüber der evangelischen Kirche, der Stengelkirche.
Wegen der stetig wachsenden Kinderzahl, musste man schließlich an seiner
Stelle, erstmals in Wellesweiler ein richtiges Schulhaus bauen, und
zwar eines mit 4 Lehrsälen und zwei Lehrerwohnungen. Bezogen wurde es am
8. Sept. 1865, anfangs von einer zweiklassigen ev. Schule und einer
einklassigen kath. Schule.
Auf Dauer reichten aber auch diese 4 Säle
nicht, so dass man 1893 in der heutigen Ernst-Blum-Straße ein weiteres
Schulhaus mit wiederum 4 Sälen errichten musste und zwar als Erweiterung
für das ev. System.
Zwei von einander entfernte Schulhäuser für das
ev. System konnten aber auf Dauer nicht die Lösung sein. Doch es
dauert noch bis zum Jahre 1927, bis es per Stadtratsbeschluss –
Wellesweiler war inzwischen zum Stadtteil von Neunkirchen geworden – zum
Bau eines neuen, großen Schulhauses, dem Pestalozzischulhaus, gekommen
ist, das bis in die Nachkriegszeit hinein beiden Systemen genügend Platz
geboten hat.(6 u.12) Die Wellesweiler Schulen (Fotos: Emil
Scheidhauer).
Neunkircher Schulgeschichte:
Sie
hat die gleiche Vorgeschichte wie die Schule in Wellesweiler, und auch
sie beginnt nachweislich erst im Jahre 1707(8), als Neunkirchen noch
ein kleines bäuerliches Dorf war mit etwa 35 Familien und insgesamt 215
Einwohnern (7) und da die Häuser zumindest teilweise noch mit Stroh
bedeckt waren. Nahe dabei aber stand noch das alte Renaissanceschloss,
das aber von Fürst Wilhelm Heinrich im Jahre 1753 durch ein neues
Schloss, das Schloss Jägersberg, ersetzt wurde.
Der erste
Schulmeister war 1707 der Johann Philipp Jüngel, der, wie schon erwähnt,
gleichzeitig auch der erste Schulmeister in Wellesweiler war. (7)
In
Neunkirchen hatte er etwa 70 Schüler in der evangelischen Winterschule
zu unterrichten, und darin eingeschlossen waren auch die noch wenigen
kath. Kinder, für die es damals noch keine eigene Schule gab. Alle
Kinder gingen in eine einklassige Schule. Der Unterricht fand, ebenso
wie in Wellesweiler, in einem alten bäuerlichen Anwesen statt, das wohl
in der Heizengasse gestanden hat, und wie der damalige Pfarrer
Schwendler feststellte, „in einem Stübchen für eine starke Familie, das
aber für 60 bis 70 Kinder, wenn sie kämen, viel zu eng sei.“
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Die 1865 erbaute Schule
in der heutigen Rombachstraße |
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Die 1893 erbaute Schule
in der heutigen Ernst-Blum-Straße |
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Die 1927 erbaute ehem. Pestalozzischule |
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Nachfolger
des Schulmeisters Jüngel waren nachweislich, von 1710 bis 1722 der
Christoph Cannstätter, von 1723 bis 1729 der Georg Christoph Dürfeld,
von 1732 bis 1734 der Georg Wilhelm Burg, und von 1736 bis 1737 der
Johann Christian Arnold. (7)
Im Jahre 1741 gab es, im Vergleich zu
Wellesweiler mit seinen 21 Familien, in Neunkirchen bereits 75
Familien(8) mit etwa 80 bis 90 schulpflichtigen Kindern, die immer noch
einklassig unterrichtet wurden. Solche Klassenstärken waren damals
durchaus üblich, zumal noch in der Schulordnung vom Jahre 1818 die
Klassen mit 60 Kindern als zumutbar bezeichnet wurden, aber auch Klassen
mit bis zu 120 Kindern genehmigt werden konnten.(1)
Die Bevölkerung
aber, und damit auch die Zahl der Kinder, nahm fortlaufend zu, so dass
es trotz allem Behelf schließlich und endlich zum ersten Bau einer
Neunkircher Schule gekommen ist. Gebaut wurde sie im Jahre 1741 in der
Heizengasse, direkt bei der alten Kirche, am Platz der späteren, 1945 im
Krieg zerstörten Pauluskirche. Eingesegnet wurde diese Schule am 6.
Nov. 1741. Immerhin bekam man für das alte Schulhäusle noch 100 Gulden,
das man dem Leinenweber Johann Langen verkaufen konnte.(7) Bis dahin,
also bis 1741, gab es in Neunkirchen, soweit ersichtlich, nur die
Winterschule, die aber trotz fürstlicher Anweisungen nur schlecht
besucht wurde. So klagte der Pfarrer Andrae 1732, dass nur 9 Kinder
erschienen seien und 40 auf der Straße herumliefen, und ebenso beklagte
1737 der Pfarrer Schwendler, dass es Eltern gäbe, die aus Bosheit und
Ungehorsam ihre Kinder von der Schule fernhielten. (9)
Die Pfarrer
waren es nämlich, denen damals die Schulaufsicht oblag, so auch über die
Lehrer, für die es damals noch keine besondere Ausbildung gegeben hat.
Praktisch konnte sich damals jeder, der sich dazu befähigt fühlte, um
eine Lehrerstelle bewerben, wie z. B. auch der o.a. Lehrer Burg, dem die
Fürstin Charlotte Amalie auf seine Bewerbung hin mit Datum vom 14.
Februar, 1732 die Lehrerlaubnis erteilte. (9) Auf diese Weise war dann
auch der aus Mandelungen bei Eisennach stammende Johann Jakob Mahr für
die Zeit von 1741 bis 1765 zum Neunkircher Schulmeister geworden. Nicht
belegt ist die Folgezeit bis 1775. Danach aber war es dessen Sohn
Christian Ludwig Mahr und diesem folgte bis 1832 der Lehrer Wilhelm
Simon.(7) Auf die Auflistung der weiteren Lehrer sei hier verzichtet,
zumal die Belege hierzu sehr lückenhaft sind. Bis zum Jahre 1800 gab es
nur diese eine evangelische Schule in der Heizengasse, die von den
Kindern beider Konfessionen besucht wurde, und auch besucht werden
musste. Zwar hatte Fürst Wilhelm Heinrich, nachdem er mit Datum vom 28.
Sept. 1750 den Bau einer kath. Kapelle erlaubt hatte, nach deren Bau im
Jahre 1752 auch die Errichtung einer kath. Schule erlaubt, doch dazu war
es zunächst nicht gekommen.
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Ein Bericht von Werner Fried
Ende des 2. Teils, Fortsetzung folgt
Quellenangaben im letzten Teil |
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