Historischer Verein
Stadt Neunkirchen e.V.

Historischer Verein Stadt Neunkirchen e.V.

Die Schulgeschichte der alten Gemeinden  
Chronik der Schulen von Neunkirchen und Wellesweiler  
   3. Teil
   Ein Bericht von Werner Fried +
 
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Ehemalige Schule Gerichtsstraße
(heute Marienstr.)
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Bildunterschrift
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Ehem. Schule am Unteren Friedhofsweg
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Links ehem. Schule Wellesweilerstraße,
rechts dahinter ehem. Bürgermeisteramt















































 Erst im Jahre 1800 fand man sich dazu in der Lage, wenigstens eine altes, baufälliges Häuschen, das die Gemeinde von dem Bernhard Langen erworben hatte, soweit wieder herzurichten, dass darin ein Lehrer wohnen, und in seinem Stübchen die Kinder unterrichten konnte. Als erster Lehrer war hier der Sebastian Leidner eingezogen.(11) Gestanden hatte dieses Häuschen am Platz der späteren Neunkirchener Zeitung.(13)
Dies konnte aber nur ein erster Notbehelf sein, und jetzt  sogar ohne den bis dahin üblichen fürstlichen Segen, denn bereits seit 1793 hatten die Franzosen hier das Sagen.
Diesem Umstand verdankte auch der Franzose Dahour seine Stellung als Direktor des nun in franz. Besitz befindlichen Neun­kircher Eisenwerkes. Dieser Dahour hatte schließlich auch den ehemaligen fürstlichen, auch Hundshof genannten Jägerhof erworben, und im Jahre 1802 dessen 1. Stock den Katholiken als Schulsaal und Lehrerwohnung zu Verfügung gestellt. Als erster Lehrer war hier wiederum der Sebastian Leidner eingezogen. (11)
Ab dem Jahre 1800 gab es nun in Neunkirchen die größere evangelische Schule in der Heizengasse und die kleinere kath. Schule im Jägerhof.
Um Platz zu schaffen für den Neubau einer Kirche am gleichen Platz, hat man dann aber die Schule in der Heizengasse dem Abriss freigegeben, und statt ihrer in der Schloßstraße eine neue Schule gebaut, die im Jahre 1853 in Dienst gestellt wurde, die auch für die fortwährend steigende Kinderzahl noch lange Zeit genügend Platz geboten hat.(1)
Die Zahl der kath. Kinder war aber ebenso ständig gewachsen, so  dass es schließlich unumgänglich wurde, für sie endlich ein eigenes Schulhaus zu bauen. Errichtet wurde es in der damaligen Gerichtsstraße, der heutigen Marienstraße, im Jahre 1856, um 1876 noch erweitert zu werden.
Dann aber begann in Neunkirchen, hauptsächlich bedingt durch den Zuzug von Hütten- und Grubenarbeitern, ein rasantes Bevölkerungswachstum. So war z.B. die Zahl der Einwohner von 5587 im Jahre 1860, auf 15423 im Jahre 1880 angestiegen,(9) und dem entsprechend  war dann natürlich auch die Zahl der schulpflichtigen Kinder stetig gewachsen, für deren Unterbringung immer wieder ein weiteres Schulhaus gebaut werden mussten.
Fast für jedes dieser Schulhäuser gibt es auch eine, wenn auch meist dürftige Schulchronik, über die ich aber im Rahmen dieses Vortrages hier nicht einzeln berichten kann. Das bedürfte vielleicht eines besonderen  Vortrages oder Berichtes.
Hier muss ich mich also darauf beschränken, einfach nur aufzulisten, wann und wo die einzelnen Schulen gebaut wurden, und zwar wie folgt:

1741: Die evangelische Schule in der Heizengasse. Zu Gunsten eines Neubaues, der Schloß-Schule, 1853 aufgegeben.

1853: Die ev. Schloss-Schule als Ersatz für die Schule in der Heizengasse. Erweitert 1868 und 1872; Nach dem 2. Weltkrieg außer Dienst gestellt und schließlich abgerissen.

1856: Die kath. Schule in der Gerichtsstraße, der heutigen Marienstraße, 1876 erweitert. 1979 abgerissen.

1866: Die ev. Schule in der Viktoriastraße, heute Lutherstraße, die zu Beginn wohl aus zwei  Häusern bestand, denn laut Beschluss des Gemeinderates vom 30.4.1869 wurden sie  erst durch eine Mittelbau vereinigt, der mit seinem rückseitigen Eingang zur kath. Schule wurde. Sie wurde von Fliegerbomben hat getroffen und 1954/55 zwölfklassig wieder aufgebaut.

1874: Die Schule in Sinnerthal, anfangs einklassig in gemietetem Haus. Ab 20.11.1876 mit eigenem Schulhaus. 1899 erweitert und dann auch zweiklassig. 1944 von Fliegerbomben zerstört, war aber schon vorher als Schule aufgegeben worden.

1876: Die Schule in Heinitz, zunächst einklassig Schule mit Lehrerwohnung. 1889 mit zweiter Klasse im Teil des ehem. Schlafhauses. Ab 1948 wegen gestiegener Kinderzahl zusätzlich eine Baracke des ehem. Russenlagers als Notbehelf benutzend. 1955/56   erfolgte ein Neubau, genannt „Waldschule“. Das alte, dann nicht mehr als Schule genutzte Haus, wurde 1974 abgerissen.          

1881: Die Schule am ev. Friedhofsweg, heute Unterer Friedhofsweg, mit ev. und kath. Schulsystem. 1970 als Schule aufgegeben.

1887: Die Schule in der Wellesweilerstraße. Im März 1945 von Fliegerbomben zerstört und  nicht mehr aufgebaut.

1890: Die katholische Schule in der Langenstrichstraße. Ebenfalls im März 1945 durch Fliegerbomben zerstört und nicht wieder aufgebaut.
1894: Die evangelische Falkensteinschule in der damaligen Falkensteinstraße, jetzt Falkenstraße. Heute ist hier die „Grundschule am Stadtpark“.

1900: Die katholische Schule in der Jägerstraße, heute ebenfalls Teil der  Grundschule am Stadtpark.

1905: Das ev. Bachschulhaus, aber mit kath. Teil. Hier ist heute die Grundschule für die Unterstadt untergebracht.

1906: Die ev. Schule in der Friedrichstraße,  der heutigen Steinwaldstraße. Durch Bomben zerstört und 1950–52 wieder aufgebaut, jetzt aber mit Eingang im Beerwaldweg.

1912: Das Schulhaus Schlawerie, mit ev. und kath. System. Erweitert 1925. Bei der Gasometerexplosion 1933 zerstört und wieder aufgebaut. Als Schule aufgegeben 1969.

Die Wellesweiler Schulchronik
Abschließend sei nun hier auszugsweise und beispielhaft aus der Wellesweiler Schulchronik berichtet, die sich teilweise wie ein Geschichtsbuch liest, und wie man es sicherlich so, oder so ähnlich, auch in den Chroniken der Neunkircher Schulen finden kann.
Diese Chronik beginnt im Jahre 1873 mit einem Rückblick auf die vorangegangene Zeit der Wellesweiler Geschichte, die begonnen habe mit dem herrschaftlichen Hofhaus und der Schäferei, die teilweise noch erhalten seien, und dass dann nach und nach hier auch das Dorf Wellesweiler entstanden sei; dass Wellesweiler zur Bürgermeisterei Neunkirchen gehöre, und damit  zugleich bis 1793 zu Nassau-Saarbrücken; dann bis 1815 französische gewesen sei, und seither zu Preußen gehöre.   
Die ev. Kirche sei 1759 eingeweiht worden, und ihr gegenüber in der Hauptstraße stehe das am 8.Sept. 1865 bezogene, neue Schulhaus mit 4 Lehrsälen und 2 Lehrerwohnungen. An seiner Stelle habe vorher das alte Schulhaus mit einem Saal und einer Wohnung gestanden.
Erst 1896 gibt es wieder einen zeitgeschichtlichen Hinweis. Da wird berichtet, dass das vergangene Jahr reich an geschichtlichen Erinnerungen war. Gefeiert hätte man den Jubiläumstag des Krieges 1870/71, das Sedansfest, den Tag der Kaiser-Proklamation und den des Kaisers Geburtstag. Am 12. August hätten eine Knabenklasse und eine gemischte Klasse einen Ausflug nach Saarbrücken gemacht. Die beiden Städte wären noch festlich geschmückt gewesen, und nicht wenig ergriffen wären die Knaben gewesen, als ihnen  von den Spicheren Höhen das Schlachtfeld gezeigt wurde, und wie sie begriffen hätten, mit welcher Tapferkeit die preuß. Soldaten hier hatten kämpfen müssen, um diese Anhöhe zu erstürmen. Vor der Rückfahrt hätten sie am Nachmittag noch eine Kaserne besichtig.
Am 25. März 1897 fand in allen Schulen die Jahrhundertfeier Sr. Majestät Kaiser Wilhelm I. statt. Die oberen Klassen bekamen das Büchlein „Kaiser Wilhelm I. als Monarch und Christ“, und die unteren Klassen bekamen einen Kaiser-Weck.
1910 wurde in allen Klassen der 100. Geburtstag der Königin Luise mit Ansprache, Deklamation und Gesang gefeiert.
   
 
Ende des 3. Teils, Fortsetzung folgt
Quellenangaben im letzten Teil
Ein Bericht von Werner Fried