Transportwege und Verkehrsmittel |
Über Pfade, Wege, Kanäle, Straßen und Schienen von Günter Schwinn |
Die
Schätze der Welt sind ungleich verteilt: Wasser, Korn, Salz, Pfeffer
und Tee, Bernstein, Seide, Silber und Gold. Alle diese Schätze benötigt
der Mensch zum Leben oder glaubt zumindest, sie zu benötigen. Um sie zu
besitzen, musste er reisen und Handel treiben, Waren kaufen, verkaufen
oder tauschen. Der Wunsch oder der Zwang zum Handeltreiben stimulierte
die Anlage von Transportwegen (Pfade, Wege, Kanäle, Straßen und
Schienen), die Züchtung von Trag- und Zugtieren (Ochse, Kamel, Esel und
Pferd oder Elefant) und die Entwicklung neuer Transportmittel – vom
Karren bis zur Eisenbahn, von der chinesischen Dschunke bis zum
Containerschiff und bis zum Großraumverkehrsflugzeug. Transportaufgaben sind also so alt wie die Menschheit selbst. Erbeutetes Wild, Brennholz, Baumaterial zur Eigenversorgung musste herangeschafft werden. Dies geschah mit Menschenkraft und erst viel später unter Einsatz gezähmter Tragtiere, je nach Erdteil und Entwicklungsstadium. Was zu schwer war zum Tragen, wurde zunächst durch Schleifen bewegt, später mittels Rollen, entwickelt aus der immer besseren Bearbeitung von Baumstämmen als Walzen. Auch das Rad war damals in begrenzten Gebieten bereits bekannt – seine Erfindung wird auf die Zeit um 5000 bis 4000 v. Chr. zurückgeführt. Aber Rad und Fahrzeuge waren bei weitem noch nicht so ausgebildet, dass sie große Lasten hätten tragen können. Schwere Lasten wurden deshalb auf möglichst kurzem Wege zu schiffbaren Gewässern gebracht. Damit einher ging auch die Ausnutzung der natürlichen Kräfte der Strömung und des Windes (mit Segelschiffen). Die verschiedenen Epochen von Güter-Transporten Das Tragen von Lasten Das erste Element des bereits in der Altsteinzeit einsetzenden Prozesses der Transporte war der lastentragende Mensch. Ein Träger hat die größte Geländetauglichkeit. Er besteigt steile Berge und benötigt nicht einmal Pfade, um Flüsse oder Seen zu erreichen. Hier war die Lastübergabe für den Transport zu Wasser an ein Wasserfahrzeug (Einbaum, Floß) möglich. Lasten werden immer noch von Menschen getragen, in unwegsamen Gegenden sogar über größere Distanzen. In der Evolution des Menschen ging es mit der Mobilität zunächst sehr langsam voran. Erst als der Mensch sesshaft wurde, lernte er es, Tiere zu domestizieren und als Zug- und Tragtiere einzusetzen. Rad und Wagen haben sich Jahrtausende später entwickelt. Erste Straßen wurden dafür gebaut. Wann Tragetiere erstmals eingesetzt wurden lässt sich nicht feststellen. Mit dem Rind wurde aber spätestens im 9. Jahrhundert v. Chr. ein Arbeitstier domestiziert, das bereits Gewichte bis 100 kp tragen konnte. Ziehen Mehrfach größer als seine Trageleistung, ist die Zugleistung jeder Tierart. Der Zugleistung für den Transport ging die Arbeit von Ochsen vor dem Pflug voraus. Die Kastration von Stieren beseitigte ihre Aggressivität und machte die enorme Kraft lenkbar. Der Transport mittels Schleifen und Schlitten Eine von Tieren gezogene Schleife, war der nächste Schritt. Schleifende Systeme sind nur vorwärts bewegt einsetzbar. Während die Deichsel einer Schleife in den Lastenträger integriert ist, was auf ihre Abkunft vom Pflug weist, kam es bei der Kombination von Schlitten und Zugtieren zum Einsatz von Gurten oder Seilen. Zugtiere bedienten zunächst radlose Systeme. Karre wie Wagen bauen erst auf solchen Systemen auf. Pferde Einsatz Einen bedeutenden Zuwachs an Mobilität brachte die Nutzung des Pferdes um 2000 v. Chr. Die Zähmung und Zügelung des Pferdes war die Voraussetzung für seinen weiteren Einsatz wie z.B. als Zugtier in der Landwirtschaft, zum Transport von Güter über Land, Als Streitwagenpferd, Reitpferd von Rinderhirten, Ritter und sonstigen Krieger, oder später als Gespann vor Post- und anderen Kutschen bis hin zum Grubenpferd im Bergbau. Ab dem 7. Jahrhundert drangen die Araber um das Mittelmeer herum bis weit in die Iberische Halbinsel vor. Sie ritten eine besonders schnelle Rasse von Pferden, die berühmten Araberpferde, die später in China (über die Seidenstraße) und in ganz Europa zur Zucht von schnellen Kriegspferden verwendet wurden. Durch das Hinzukommen von Hufeisen, Sattel und Zaumzeug hat sich im Lauf des 9. und 10. Jahrhunderts die Mobilität und Sattelfestigkeit der Reiter (Ritter) beträchtlich erhöht. Rollende Transporte Für rollende Lasttransporte wurden ursprünglich Baumstämme eingesetzt. Ihre Anwendung erfordert, da Baumstämme aufgrund ihres überaus schlechten Rollwiderstandes sehr leicht verkanten, eine feste, völlig ebene, also hergerichtete Trasse. Daher erleichterten Rollen wohl erst in der Bronzezeit die Transporte von Tragschlitten oder Steinblöcken mit glatter Unterseite auf einer vielfach genutzten Kurzstrecke, etwa zwischen dem Nilboot und der Baustelle beim Pyramidenbau. Transportrollen waren dagegen nirgendwo die Wegbereiter des Rades. Die Erfindung des Rades (Quelle: http://www.wissen.lauftext.de/die-technik/erfindungen) Eine der wichtigsten und klügsten Erfindungen, die je gemacht wurden, ist das Rad. Klug deshalb, weil der Mensch ganz allein darauf gekommen ist. Viele andere Erfindungen hatten in der Natur schon Vorbilder. Unser Auge mit seiner Linse und Netzhaut ist mit einer Fotokamera vergleichbar, Pumpen arbeiten wie unser Herz. Sogar Ventile gibt es in unserem Körper, die den Blutstrom steuern. Elektrizität findet man auch in der Natur: Blitze oder elektrische Fische. Und ohne zahllose chemische Prozesse würde in der Natur gar nichts funktionieren. Aber ein Rad, das sich frei um eine Achse dreht, gibt es nicht in der Natur. Seine Erfindung war revolutionär, vielleicht die wichtigste überhaupt. Sie beeinflusst die gesamte Technik, die wir heute benutzen. Das Rad kann überall erfunden worden sein, ohne Achse oder Welle war es aber nutzlos. Vor ungefähr 6000 Jahren entdeckten unsere Vorväter die Achse: Zwei Scheiben sind durch eine Stange miteinander verbunden. Ihr Einsatz baute das logistische Potenzial gegenüber den schleifenden Systemen aus, setzte allerdings anfänglich den natürlich vorkommenden, fahrfesten Untergrund voraus. Die ersten Räder waren Scheibenräder, die in Baumstammgröße herausgearbeitet wurden. Eine Verbesserung bestand darin, dass man die Räder nicht mehr quer sondern auch in Wuchsrichtung aus der Stammmitte fertigte. Mehrteilige Räder, die in Mooren gefunden wurden, vergrößerten schnell die Durchmesser. Aber erst die bronzezeitliche Erfindung der Speiche ermöglichte wirklich große und vergleichsweise leichte Räder. Auf der Suche nach dem Ursprung der europäischen Fuhrwerke kommt man um einen dualen Ansatz nicht herum, denn nahezu zeitgleich erscheinen die Karre (einachsig) und der Wagen (mehrachsig). Der Einsatz zweier Tiere (eines Gespannes) blieb eine von den schleifenden Systemen her bekannte Lösung, die in Anbetracht des Zustandes der Trassen noch lange sinnvoll blieb. Als Materialien wurde Jahrtausende lang nur Holz verwendet. Ab der Bronzezeit wurden die Naben mit Lagerhülsen und die Radkränze mit Reifen aus Metall versehen, die entsprechend den Fortschritten der Metallurgie in immer beständigeren Materialien ausgeführt wurden. Die Wasserwege Wo immer es ging, nutzte man zum Transport von Gütern die natürlichen Wasserwege und den Wind als Antriebskraft. Schiffe und Flöße, aus Fellen und Holz (erster Einbaum um 8500 v. Chr.) gab es seit vorgeschichtlicher Zeit. Um 2000 v. Chr. begann die Zeit der Hochseeschifffahrt. Phönizier bauten Schiffe aus Holz und mit Kiel, sie befuhren das Mittelmeer und stießen auf den Atlantik vor, um z.B. Zinn zur Herstellung von Bronze aus England zu holen. Die Schiffe der Phönizier, der Griechen und Römer, angetrieben von Galeerensklaven mit oder ohne zusätzlichen Segeln, waren teils Handels-, teils Kriegsschiffe. Kriege um Macht und Reichtum (und der Kulturaustausch) nahmen ihren Fortgang, und dies mit immer größerer, kontinentaler Reichweite. Die Wikinger hatten eine eigene Art von Schiffen entwickelt, teils Ruder-, teils Segelschiff, mit denen sie Ende des Ersten, Anfang des 2. Jahrtausends nach Nordamerika, und bis in die Ströme Russlands vordrangen. Sie waren Meister der Navigation, obwohl sie über keinen Kompass verfügten, sondern die Richtung mit einem Schattenstab maßen. Die Kreuzritter benutzten im 13.Jahrhundert auf ihren letzten Kreuzzügen schon koggenartige Segelschiffe, wie sie später durch die Hanse berühmt wurden. Die Hansekogge hingegen war das leistungsfähige „Standard-Transportfahrzeug”, mit dem die Hanse im Nordmeerbereich, zwischen England, Norwegen, Russland (Nowgorod) und Norddeutschland, über viele Jahrhunderte (13.-17. Jahrhundert) erfolgreich Handel betrieb. Die Zeit der Eroberungen, die Europäisierung der Welt Ein neuer Aktionsraum für Politik, Wirtschaft und Verkehr entstand mit den Entdeckungs- und Eroberungsfahrten der Portugiesen, Spanier, Engländer und Niederländer im 15. und 16. Jahrhundert. Hauptziel war der Zugang zu den Schätzen (z. B. Gewürzen) Indiens. Die Portugiesen versuchten, um Afrika herum einen Weg nach Osten zu finden. Bartolomeu Diaz gelang um 1488 die erste Umfahrung des Kaps der Guten Hoffnung, und Vasco da Gama landete 1498 in Indien. 1492 glaubte Christoph Kolumbus Indien (oder China, das er aus Marco Polos Reiseberichten kannte) auf dem Westweg erreicht zu haben, tatsächlich aber hatte er Amerika entdeckt. Zwischen 1492 und 1504 unternahm Christoph Kolumbus von Spanien aus vier Fahrten, bei denen er die Küste Mittel- und Südamerikas erreichte. Kolumbus und seine Zeitgenossen segelten auf einer neuen Generation von Schiffen – Karavellen, Karacken und Galeonen Eine neue Bauweise, die wesentlich stabilere „Skelett- und Kraweelbauweise”, erlaubte den Bau solch größerer Schiffe. Sie waren mit zwei bis drei Masten ausgerüstet, konnten eine entsprechend größere Besegelung aufnehmen, härter am Wind segeln und kreuzen, d. h. gegen den Wind fahren. Sie konnten nicht nur mehr Besatzung, Fracht und Proviant aufnehmen als die Hansekoggen, sondern waren auch schneller und manövrierfähiger. Damit wurden jetzt monatelange Reisen möglich. 1519 brach schließlich Ferdinand Magellan von Spanien aus mit fünf Schiffen zur ersten Erdumsegelung auf, die drei Jahre später mit nur noch einem Schiff unter dem Kommando von Juan Elcano – Magellan war unterwegs ums Leben gekommen – vollendet wurde. Eine frühe gewerbliche Schifffahrt ist historisch mit den Fahrten phönizischer Kaufleute belegt, die auf eigenen Schiffen Güter über das Mittelmeer transportierten. Diese Tradition wurde von den Kaufleuten des antiken Griechenland und Rom übernommen und von anderen Seemächten durch das Mittelalter hindurch bis in die Neuzeit fortgeführt. Die Venezianer besaßen von etwa 1300 bis 1500 eine große Handelsflotte, von etwa 1600 bis 1650 waren die Holländer die führende seefahrende Nation. Bis zum 19. Jahrhundert gehörten die Schiffe Kaufleuten oder Handelsgesellschaften; öffentliche Transportunternehmen gab es nicht. 1818 brach das amerikanische Segelschiff James Monroe der Black Ball Line von New York nach Liverpool auf; damit wurde das Zeitalter der öffentlichen Linienschifffahrt nach einem festen Fahrplan eingeläutet. Zwei technische Neuerungen trugen zur Entwicklung der heutigen Schifffahrt bei: der Einsatz der Dampfkraft als Antrieb und der Einsatz von Eisen im Schiffbau. 1819 überquerte das amerikanische Segelschiff Savannah den Atlantik; es wurde auf dieser Reise auch von Dampfkraft angetrieben, das britische Schiff Sirius überquerte den Atlantik 1838 ausschließlich mit Dampfkraft. Eisen wurde zuerst bei dem Segelschiff Ironsides verwendet, das 1838 in Liverpool vom Stapel lief. Die Eröffnung des Suezkanals 1869 hatte für die Schifffahrt große wirtschaftliche Bedeutung., die Fertigstellung des Kanals ermöglichte eine schnellere Schiffsverbindung zwischen Westeuropa und Asien. Die Entwicklung der dreistufigen Expansions-Kolbendampfmaschine ließen die Maschinen der Dampfschiffe zuverlässiger und wirtschaftlicher arbeiteten. Der erste dampfgetriebene und hochseetüchtige Tanker war die 1886 in Großbritannien gebaute Glückauf. Sie hatte eine Zuladefähigkeit von 2.740 Tonnen, für Vorräte, Brennstoff, Passagieren und eine Geschwindigkeit von elf Knoten (20 Kilometer pro Stunde). Schifffahrt heute Während sich der Personenverkehr im 20. Jahrhundert (mit Ausnahme von Kreuzfahrten) fast vollständig auf die Luftfahrt verlagert hat, nahm der Frachtverkehr vieler Güter wie Erdöl und Mineralerze, Kohle, Holz, Getreide und anderer Nahrungsmittel sowie von Industrieprodukten stark zu. Zu den Fortschritten um die Jahrhundertwende gehörte die Entwicklung der mehrstufigen Dampfturbine durch den britischen Erfinder Charles A. Parsons, die 1897 erstmals in der Schifffahrt eingesetzt wurde. 1903 wurde mit dem Wolgadampfer Wandal zum ersten Mal ein Schiff von einem Dieselmotor angetrieben. Das dänische Schiff Selandia wurde 1912 als erstes hochseetüchtiges Motorschiff in Auftrag gegeben. Nach dem 1. Weltkrieg kam es vor allem bei der Verbesserung des turboelektrischen Antriebs zu wichtigen Fortschritten. Während des 2. Weltkrieges verdrängte das Schweissen im Schiffbau die Verwendung von Nieten. Das erste atomgetriebene Passagier- und Frachtschiff, die Savannah, lief 1960 in New Jersey vom Stapel. Seewasserstraßen Der größte Teil des weltweiten Schiffsverkehrs folgt wenigen, zum Teil erdumspannenden Seerouten, z.B. der Schifffahrtsstraße über den Nordatlantik zwischen Europa und dem östlichen Nordamerika, der Straße zwischen Mittelmeer und Asien über den Suezkanal oder der Straße durch den Panamákanal. Schiffstypen Bei gewerblich genutzten Schiffen unterscheidet man zwischen Passagierschiffen, Frachtschiffen und Tankern. Zur Blütezeit der Personenschifffahrt waren die größten Schiffe die berühmten Linienschiffe der North Atlantic, die Mitte des 19. Jahrhunderts den regelmäßigen Personenverkehr zwischen Amerika und Europa aufnahmen.. Die Zeit für eine Überquerung des Nordatlantiks konnte allmählich auf weniger als vier Tage gesenkt werden. Heute fahren die Passagierschiffe vor allem Kreuzfahrten. Containerschiffe Ende der fünfziger Jahre veränderten Containerschiffe mit ihrer neuen Technik die Frachtschifffahrt und verbanden den Transport auf der Straße mit der Hochseeschifffahrt. Die hochspezialisierten Containerschiffe können an einem Tag entladen und neu beladen werden, ein Vorgang, der bei konventionellen Schiffen derselben Größe zehn Tage dauerte. Tanker sind speziell für Nassfrachten konstruiert, meist für Mineralöl. Sie sind zu Giganten von einer Million Tonnen und mehr angewachsen. Ein sehr großes Problem dieser Riesentanker sind dagegen schwerste Umweltschäden, die sie verursachen, wenn sie aufgrund von Kollisionen, Sturmschäden oder menschlichem Versagen auflaufen oder leckschlagen und das Öl ausläuft. Spezialtanker befördern verflüssigtes Erdgas, flüssige Chemikalien, Wein, Melasse und tiefgefrorene Produkte. „Skysails“ ist der Name des Wind-Antriebssystems das als Zugdrachen ab 2007 von der Bremer Beluga Shipping Reederei eingesetzt wird. Dabei handelt es sich um eine Hilfsbesegelung mit welcher weltweit 40000 Schiffe 50 % Treibstoff sparen sollen. Die Mobilität auf dem Land Der Beginn des Motorenzeitalters Nachdem schon 1705 Thomas Newcommen durch die Erfindung einer Dampfmaschine bekannt geworden war, hat Die Einführung der Watt’schen Dampfmaschine Ende des 18. Jahrhunderts, den Beginn der industriellen Revolution und einer eigenständigen Maschinen- bauindustrie markiert. Die Eisenbahn Der Einsatz der Dampfmaschine als Eisenbahnantrieb (George Stephenson und die Rocket, 1829) löste eine Lawine von Folgeentwicklungen aus: z.B. den Aufbau eines neuen Verkehrs- und Transportwesens, einen gigantischer Bedarf an Eisenbahnschienen und Transportfahrzeugen, den Aufbau des Signalwesens und den Bau von Bahnhöfen und Brücken. Eisen und Stahl wurden zu den beherrschenden Werkstoffen. Ihre Gewinnung und Verarbeitung wurde zum Fundament des Maschinenbaus.Bereits 1804 gelang es dem britischen Ingenieur und Erfinder Richard Trevithick und dem amerikanischen Erfinder Oliver Evans, eine Hochdruckdampfmaschine zu konstruieren. Trevithick setzte dieses Modell der Dampfmaschine zum Antrieb der ersten je gebauten Lokomotive für eine Eisenbahn ein. Die Nutzung der Dampfkraft brachte also die entscheidende Wende. Mir ihr begann die industrielle Revolution. Die Eisenbahn erschloss die Kontinente und führte binnenländischen Verkehrsströme an das Netz der Überseeverbindungen. Bereits die noch relativ langsamen, frühen Bahnen erreichten etwa die dreifache Geschwindigkeit der Postkutsche. Kein Bürger konnte sich wie Goethe 21 Monate für eine ausgiebige Italienreise Zeit nehmen, doch als es möglich wurde, innerhalb von wenigen Wochen Italien oder die Schweiz zu bereisen, konnte das Reisen vom Privileg für wenige, zum weit verbreiteten Kulturgut werden. Zu den ersten Linien des Nahverkehrs zählten die Strecken Stockton-Darlington in England. Dort startete 1825 der erste Personenzug der Geschichte seine Fahrt, der von der Dampflokomotive des englischen Maschinenbauers Georg Stephenson angetrieben wurde. Der Zug erreichte eine maximale Geschwindigkeit von 25 km pro Stunde. Danach gab es die Linien Manchester-Liverpool, und 1835 die erste deutsche Linie Nürnberg-Fürth Zu dieser Zeit soll die USA schon über ein Schienennetz von 4.800 km verfügt haben. Heute hat sie mit 333.000 km das größte Eisenbahnnetz der Welt. In Deutschland folgte dem Nahverkehr zwischen Nürnberg und Fürth, die Strecken München- Augsburg, 1838 die erste Fernbahn von Leipzig nach Dresden, 1844 in der Schweiz zwischen Basel und Elsaß und 1847 die Strecke Zürich-Baden. Bei der Fertigstellung von rund 30.000 Kilometer Eisenbahnstrecke in Deutschland entstanden 80 Prozent des heutigen Grundnetzes in der Zeit von 1840 bis 1880. Nachdem Ende März 1845 bei Kaiserslautern der 1. Spatenstich zur Pfälzischen Ludwigsbahn erfolgt war konnte am 11. Juni 1847 die Streckenabschnitte Neustadt –Ludwigshafen und Neustadt – Homburg in Betrieb genommen werden. Am 6.6.1849 konnte die Strecke Homburg – Bexbach in Betrieb genommen werden. Am 25.8.1849 konnte die Strecke Ludwigshafen – Bexbach durchgehend befahren werden. Ab 1.8.1850 war die Strecke von Neunkirchen nach Heinitz befahrbar und ab 15.9.1850 konnte die Strecke Heinitz zur ehemaligen preußischen Grenze durchgehend befahren werden. Die Strecke Neunkirchen - Ludwigshafen wurde am 10.11.1850 in Betrieb genommen. Ab dem 14.6.1851 von der Grube Reden aus. Es folgten ab 15.10.1851 die Eröffnung der Strecke Bexbach – Saarbrücken. Am 25. Mai 1860 war die feierliche Eröffnung der Rhein – Nahebahn. Durch sie wurde Paris direkt mit Frankfurt verbunden. Mit 40 Brücken und 15 Tunnels auf den 120 km galt sie seiner Zeit als eine große Leistung des Eisenbahnbaus. Ab 1860 fuhren jeden Tag 7 Züge von Neunkirchen nach Saarbrücken. 1863 begann der Bau der transkontinentalen Eisenbahn, die die Ostküste Nordamerikas mit der Westküste verbindet. Die rund 18000 Arbeiter der Central Pacific Gesellschaft, überwiegend chinesische Kulis, arbeiteten sich nach Osten vor. Die 12000 Arbeiter (überwiegend Iren) der Union Pacific nahm im Dezember in Omaha (Nebraska) in Richtung Westen die Arbeit auf. Ein Großteil des benötigten Landes wurde den Indianer weggenommen. Nach ca. sechsjähriger Bauzeit wurden die beiden Teilstrecken am 10. Mai 1869 in Promontory Point (in Utah) vereinigt. 1883 am 5. Juni startete der Train de Lux oder Orientexpress in Paris seine erste Fahrt. die Reise führte quer durch Europa, beginnt in der französischen Hauptstadt und endete in Konstantinopel (= ab 1930 Instanbul). Als die Eisenbahn bald ganz Europa erobert hatte, war die Gesellschaft von Grund auf verändert. Arbeitsorganisation und dem damit verbundenen soziale Umbruch, wurde auch das Reisen durch die Eisenbahn schneller, bequemer und erheblich billiger. Die Qualitätsverbesserungen und die Tarifverbilligungen schufen auch die Voraussetzungen, dass der Personenverkehr nach und nach der privaten und beruflichen Mobilität den Durchbruch brachten. Waren früher Reisen wohlhabenden Bürger und Adeligen in ihren Pferdekutschen vorbehalten, so konnten jetzt auch Normalverdienende und Arbeiter, zumindest gelegentlich, eine Fahrt ins Grüne unternehmen – wenn auch in der 3. oder 4. der Holzklasse. Die Fahrt in die Sommerfrische wurde für das aufstrebende Bürgertum zum Statussymbol.
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Günter Schwinn |
Fortsetzung folgt |