Hier warten antike und kuriose Schnäppchen (Artikel SZ Redaktion (Anja Kernig) - Saarbrücker Zeitung 27.11.2023)
Der Historische Verein Neunkirchen lädt regelmäßig zu einem Flohmarkt ein. Dort gibt es noch bis März allerlei zu entdecken.
Neunkirchen · Man erwartet ja einiges, wenn ein historischer Verein sich von Ballast befreit, der sich unweigerlich über die Jahrzehnte hinweg ansammelt. Aber einen Deckenventilator, nagelneu und original verpackt, eher weniger. Auch keine Best-of-Klassik-CD-Sammlung, einen Bierhumpen, der zur WM 1994 in den USA herausgegeben wurde, diverse Schreibtischlampen oder einen Heizlüfter neueren Datums. „Das sind viele Dinge aus Nachlässen irgendwelcher Art“, erklärt Marie-Luise Becker, Vorsitzende des Historischen Vereins Stadt Neunkirchen. Sie hält die Stellung an diesem grauen Novembersamstag, an dem sich einfach niemand in der Irrgartenstraße 18 zeigen will. Ganz anders als vor einer Woche. „Das war toll“, schwärmt Becker mit einem Lächeln. „Am ersten Tag lief es super, 120 Leute haben wir gezählt. Da sind viele alte Sachen weggegangen.“ Kochtöpfe zum Beispiel, Schulbücher, Waffeleisen – und Milchkannen. „Die, mit denen man früher die Milch frisch geholt hat.“ Aber noch sind die Tische gut gefüllt. Alles muss raus. Denn der Verein hat Großes vor: „Wir müssen umziehen“, im Frühjahr wechselt die Geschäftsstelle samt Archiv in die Wellesweilerstraße. Vorher wird alles aussortiert, was nicht zum Kernanliegen des Vereins passt. „In den Anfangsjahren haben wir fast alles entgegengenommen, was die Leute uns gebracht haben.“ Aber „wir sind kein Museum“. So schön alte Gläser mit Tinte zum Schreiben sind, Zigarrenkisten, historische Halma-Spiele, eiserne Wärmflaschen, Grubenlampen oder jenes französische Desmet-Röhrenradio aus dem Jahr 1951, respektable elf Kilogramm schwer – sie sind einfach fehl am Platz. „Neunkirchen bräuchte ein Stadtmuseum“, findet Becker, einen Ort, wo die Relikte der Gruben- und Hüttenzeit dauerhaft eine Heimat finden. „Wie diese schmiedeeisernen Stahl-Gießlöffel“, sagt sie und deutet auf drei massive schwarze Stangen, die der Verein erst vor kurzem geschenkt bekam. „Damit wurde das glühende Eisen geschöpft.“ Beeindruckend, authentisch und original Neunkirchen – aber: „Wir können es nirgends ausstellen.“ Was Flohmarktfreunden und Schnäppchenjägern zum Vorteil gereicht: Zu den regulären Öffnungszeiten und nach Absprache können sie während der nächsten Monate weiter zugreifen. „Bis 1. April müssen wir alles abwickeln“, sagt Becker. Für kleines Geld gehen hier, vis-à-vis dem Neunkircher Rathaus, unter anderem auch noch etliche Möbelstücke weg: Tische, Stühle, Metallregale, eine fahrbare Garderobe. Wer vorbeikommt, kann einiges entdecken. Was dennoch übrig bleibt, wird verteilt. „Wir schreiben die Heimatvereine an“, insbesondere Wellesweiler, Homburg und Schiffweiler. Natürlich bekommt auch der Landesverband die Chance, Restbestän- de zu übernehmen. „Geschirr, Gläser, Tisch- und Bettwäsche geben wir ans Sozialkaufhaus“, die alten mechanischen Schreibmaschinen, die Diktiergeräte und Radios wird man zunächst versuchen, per Kleinanzeige an Liebhaber zu verkaufen. „Als Müll wird nichts entsorgt“, betont die Vorsitzende. Die Bücher, die noch etliche Regale füllen, will man an den Lions Club spenden oder für Bücherzellen zur Verfügung stellen. Weiterhin angenommen werden vom Historischen Verein Stadt Neunkirchen nach wie vor Dokumente, Karten, Fotos und Bücher von und über Neunkirchen. „Diese digitalisieren wir und bewahren sie zur Einsicht für alle Interessierten auf.“
Die Geschäftsstelle und damit der Flohmarkt haben im alten Jahr noch bis zum 21. Dezember, im neuen Jahr dann ab 11. Januar jeweils donnerstags von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Mehr Infos findet man auf der Internetseite des Vereins, per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder Tel.(0 68 21) 9 14 77 51.
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