Die Grenzsteinkette im Forbacher Wald (Artikel SZ Redaktion (Elke Jacobi) - Saarbrücker Zeitung 11.12.2023)
Der Grenzsteinweg bei Kohlhof ist über 250 Jahre alt. Ebenso wie der Historische Weg durchs Kasbruchtal fühlt sich der Historische Verein Stadt Neunkirchen (HVSN) diesem Weg besonders verbunden. Vor allem über den Grenzsteinweg wusste keiner so gut Bescheid wie HVSN-Mit-Bescheid wie HVSN-Mit-Bescheid wie HVSN-Mitglied Günter Gensheimer.
KOHLHOF Das Jahr 2016 war für den Historiker Günter Gensheimer ein wichtiges Jahr. Denn im Sommer des Jahres erfuhr ein ganz besonderer Weg im Forbacher Wald bei Kohlhof endlich die Anerkennung, die er längst verdiente. Gensheimer und der Historische Verein Stadt Neunkirchen hatten sich starkgemacht für eine Infotafel. Die konnte im Sommer des Jahres 2016 präsentiert werden. Nun konnte jeder Wande-
rer sich auch alleine schlaumachen über diesen über 250 Jahre alten Weg. Bis dahin erfuhr man Wesentlichen nur aus dem unerschöpflichen Wissensschatz von Gensheimer bei einer von dessen Führungen.
Seit 1756 gibt es diese Grenzsteinkette zwischen dem damaligen Nassau-Saarbrücken und Pfalz-Zweibrücken am südöstlichen Stadtrand und damit Kohlhof der Kreisstadt Neunkirchen. 90 Zentimeter sind die Steine aus Buntsandstein hoch. Etwa alle 200 Meter findet man einen solchen Stein ab Breitenbach in der Pfalz. Von hier verlief vorbei am Kleinen Hirschberg und Menschenhaus bis St. Arnual mit wohl 300 Grenzsteinen die Grenze zwischen Nassau-Saarbrücken und dem Gebiet von Pfalz-Zweibrücken.Was genau die einzelnen Symbole auf den Steinen bedeuten, kann der Wanderer nun auf der Infotafel oder einem Flyer erfahren. Auch auf der Seite des HVSN gibt es dazu jede Menge Infos.
Im Jahr 1816 war der Grenzsteinweg ein Kutschenweg, also quasi eine Straße. Von der scharfen Kurve der alten Neunkircher Straße (L 114) im Kirkel-Limbacher Ortsteil Bayrischer Kohlhof Grenzstein Nummer 194 (Nummer 40) von Breitenbach zählend – vorbei am Südende des Kleinen Hirschbergs – GrenzsteinNummer 188 (Nummer 46) Michelstraße – bis zur Autobahnunterführung in den Waldweg geradeaus mit den Grenzsteinen Nummer 97, Nummer 198 (Nummer 36) und Nummer 99 (Nummer 35) nannte man diesen Grenzsteinweg „Alte Rohrbacher Straße“, so heißt es beim HVSN. Jenseits der Kirkeler Landstraße bei Menschenhaus ab Grenzstein Nummer 225 biegt die Grenzsteinmarkierung ab (226/227/228) als Spieser Grenze zum ehemaligen Rohrbacher (Glashütter) Weiher, der Spieser Mühle.Dort zählt der Weg mit Nummer
eins nach Osten. Nach Westen hin erstreckte sich diese Grenzmarkierung bis Saarbrücken-St. Arnual. Im Jahr 1815 wurde vom Wiener Kongress dieser Weg die Landesgrenze zwischen der preußischen Rheinprovinz und dem Königreich Bayern. Das hatte ab 1816 auch Auswirkungen auf die Kennzeichnung der Grenzsteine. Wer sachkundige Informationen lieber vom Fachmann bekommt, als sich selbst über Infotafel und Flyer schlauzumachen: Auch wenn Günter Gensheimer mittlerweile verstorben ist, Führungen über den Grenzsteinweg bietet der HVSN auch weiterhin an.
Und auch was die Führungen über den Historischen Kasbruchweg anbelangt, hält der HVSN Gensheimers Tradition aufrecht. Hier bietet der HVSN Führungen an. Der zwei Kilometer lange Weg startet in Wellesweiler gegenüber des Wasserwerkes. Den Weg hat die Stadt im Jahr 2000 eingerichtet. Er ist gut beschildert und bietet am Wegesrand jede Menge Informationen. Die ältesten Funde von dort entstammen der Jungsteinzeit und aus gallorömischer Zeit. Sie befinden sich im Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin-Charlottenburg, so teilt der HVSN mit.
Spannend für den Wanderer sind die Bodendenkmäler aus gallorömischer Zeit wie das Jungferntrapp oder die vier Felsgräber aus dem ersten bis dritten Jahrhundert nach Christus. Grabungen, so weiß man beim HVSN, führten schon 1921/1922 im Tal zu sieben Hausfundamenten aus keltisch-römischer Zeit. Scherbenfunde, Fehlbrandstücke, eine Jupiterstatue, eine Trommel fand man mehr oder weniger zufällig. Am herausstechendsten allerdings ist eine bronzene Panzerstatue aus dem zweiten/dritten Jahrhundert, die im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken zu sehen ist.
Etwas jünger, allerdings nicht weniger spannend sind Fundstücke aus der Merowingerzeit, also der Zeit um 700 bis 800 nach Christus.Beim Landerthal-Eingang zum Kasbruchtal wurde 1952 der Unterbau und damit die Schmelzzone einer merowingisch/frühfränkischen Eisenschmelze (etwa 700 n. Chr.) entdeckt. Dieser sogenannte Rennofen– der Name, so schreibt Gensheimer auf der Seite des HVSN, leitet sich ab aus dem Mittelhochdeutschen rinnen – gilt gar als Urahn der späteren Eisenverhüttung im Neunkircher Raum. Wer also in die Historie schnuppern möchte und dabei noch ein bisschen Bewegung an der frischen Luft genießen will, der liegt mit den beiden Wanderwegen entlang der Grenzsteine oder durchs Kasbruchtal genau richtig.